mit Katja Weber
Für dich immer noch Sie! Ist Siezen nicht mehr zeitgemäß?
"Wie heißt du?" beim Kauf eines Bechers Kaffee, das führte als Frage vor gut 10 Jahren bei den meisten zu Irritationen, denn da wurde eine Regel gebrochen: Einander unbekannte Erwachsene siezen sich. Und gefühlt gibt es da auch eine Altersgrenze - um die 30 - ab welcher fremde Menschen im Umfeld eher zum SIE statt zum DU greifen. Das Duzen beim Kaffeekauf hat aber natürlich einen ganz anderen Hintergrund. Das ist Marketing.
"Zahlst du mit Karte?" im Klamottenladen oder "Kann ich dir helfen?" im Schuhgeschäft. Das hat mit dem Alter nichts zu tun. Unternehmen haben das DU für sich und die Kunden-Kommunikation entdeckt, den Duzen stellt Nähe her. Das SIE ist aber auch in anderen Bereichen immer seltener anzutreffen. In den sozialen Medien wird hauptsächlich geduzt. Und auch im Job – Stichwort: flache Hierarchien – wird immer häufiger im Job geduzt. Wer auf das SIE besteht ist schnell ein Spießer. Gleichzeitig gilt für die Mehrheit das Siezen aber immer noch als Zeichen von Respekt, Höflichkeit und Zurückhaltung. Und eine gewisse Distanz ist in manchen Situationen auch wichtig. Beispielsweise auf dem Amt oder vor Gericht. Und wer will schon in der Arztpraxis hören: "Mach dich mal obenrum frei!". Genaugenommen kann Duzen sogar strafbar sein: „Was willst du denn!?“ sollte man gegenüber der Polizei unterlassen. Gleichzeitig wirbt die Polizei aber um ihren Nachwuchs auch mit dem kumpeligen DU!
Wo geht die Reise hin? Werden wir uns irgendwann ganz vom Siezen verabschieden? So wie in Schweden und Dänemark, dort wird eigentlich nur noch die Königsfamilie gesiezt. Und wie halten Sie es persönlich - am Arbeitsplatz, im Alltag oder im Netz? Wo duzen Sie? Von wem wollen Sie lieber gesiezt werden? Wo bestehen Sie auf das Sie? Darüber wollten wir mit Ihnen reden.
"Für dich immer noch Sie!" Viele Menschen in Deutschland finden es unangebracht, einfach so von relativ fremden Menschen geduzt zu werden, wobei dies mittlerweile auch schon Unternehmen tun, um sich ein möglichst junges Image zu verpassen. Ob man damit ein Problem hat, hängt zumeist von der kulturellen Herkunft oder der Gruppenzugehörigkeit des jeweiligen ab, sagt der Linguist. Die richtige Ansprache gehört auf jeden Fall zum täglichen Leben dazu, vor allem wenn man höflich sein möchte - auch im Beruf.
Die Franzosen haben auch die Möglichkeit zu siezen, doch sie tun es nicht so oft wie die Deutschen und wenn, dann doch ganz anders, berichtet Frankreich-Korrespondentin Stefanie Markert.
Ob man duzt oder siezt hängt davon ab, welchen kulturellen Hintergrund man hat bzw. welcher Gruppe man angehört. Im Amerikanischen beispielsweise gilt eine freundschaftliche Begrüßung mit körperlicher Nähe als höflich, während in Asien oder in Deutschland genau das Gegenteil der Fall ist, erklärt der Linguist Horst Simon von der FU Berlin.
Der Diplom-Pyschologe Heiko Sill rät für die Ansprache im Beruf eher zum Hamburger Sie als zum Münchner Du, weil es einen Mittelweg für Kommunikationssituationen darstellt.
Haben Sie selbst eine Idee und einen Themenvorschlag für die Sendung? Dann schreiben Sie uns an dieweber@radioeins.de.
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