Goltzstraße - Litfaßsäule

Goltzstraße - Litfaßsäule
Goltzstraße - Litfaßsäule

„In der Straße, in der das Fler lag, hatten wir uns kennengelernt und nahezu jeden Abend mit schlechter Luft und gealterter Popmusik in einem Café namens Mitropa verbracht, gut hundert Meter von hier entfernt – zu Beginn der Achtziger, die Leiser heute, halbwegs ernstgemeint, »die große Zeit«, nannte.“ In einem Berlin-Roman von Bernd Cailloux spielt die Goltzstraße eine Hauptrolle. Und auch andere Schriftsteller, Künstler und Kreative ließen sich von ihr inspirieren...

Pieke Biermann

Die Schriftstellerin schrieb 1990 in ihrem Krimi „Violetta“ folgendes über die Goltzstraße:

„Sie trat aus der Tür und ging links die Goltzstraße hinauf in Richtung Winterfeldtplatz. Montag ist kein Markttag, und so schlenderte sie schräg über das Rechteck vor der Kirche, das vor ein paar Jahren mit Granitplatten belegt worden war. Mit einer Billig- und Scheußlich-Version, was Marktleute, Anwohner und Stadtplaner bis zuletzt zu verhindern versucht hatten. Als Untergrund für lustvoll klappernde Stöckelschuhe und gut geschmierte Rollschuhe waren die Platten ganz brauchbar.

Besser als das Bernburger Kleinmosaik, das den Platz früher geziert hatte. Und sehr viel besser als die Asphaltschicht, die der deutsche Amtsschimmel in seinem Wahn, nach jedem Markttag den Platz flächendeckend desinfizieren zu müssen, über die Pflastersteine hatte gießen lassen.“

Christopher Isherwood

Der berühmte Schriftsteller war homosexuell und wohnte in der Nähe der Goltzstr., in der Nollendorfstraße 17 als Untermieter. In seinen 1935 und 1939 erschienenen Romane „Mr. Norris steigt um“ und „Lebwohl, Berlin“ beschreibt er seine Erlebnisse in der Pension von „Fräulein Schröder“, die meistens etwas mit attraktiven jungen Männern zu tun hatten. Nach den Büchern von Isherwood entstand später die Vorlage für das weltberühmte Musical „Cabaret“. Auch hier spielt die homosexuelle Szene eine große Rolle, die sich in den 1920er Jahren den Kiez erobert hatte und ihm bis heute treugeblieben ist.

Renée Sintenis

Die Bildhauerin war in den 1920er Jahren eine damals berühmte, modisch auffallende Schöneberger Lesbe, auf die sich eine Scherzfrage ganz nach der Art der „Berliner Schnauze“ bezog: „Wer ist das größere Kunstwerk: die Person Renée Sintenis oder ihre Kunstwerke?“ Die Künstlerin entwarf damals die Vorlage des Berliner Bären, die Symbolfigur Berlins, wie sie uns seit 1953 im Stadtbild bis heute begegnet. In der modernsten Variante als Buddy-Bär.