Harald Martenstein - Oh, der liest ja schlaue Bücher!
Neben Goethe steht Susan Sontag, dazu irgendwas mit "Klima" im Titel: Bücherregale sollen als Hintergrund in der Videokonferenz beeindrucken. Das kann auch schiefgehen.
Bücher sind als Statussymbol wieder im Kommen, jedenfalls war dies der Rubrik "Geisteswissenschaften" in der "FAZ" zu entnehmen. Der neue Trend hängt mit der Corona-Zeit zusammen, in der alle Welt die virenlose, pumperlgesunde und reisekostenlose Videokonferenz entdeckte. Die Videokonferenz ist gekommen, um zu bleiben. Sogar Martenstein hat seitdem an etlichen Videokonferenzen teilgenommen. Fast niemand scheint sie übrigens zu mögen. Dies nur nebenbei.
Bei den anderen Konferenzteilnehmern soll es gut ankommen, wenn im Bildhintergrund des Teilnehmenden eine Bücherwand zu sehen ist. Auf dem Boden lose verstreute Unterwäsche oder Kleinkinder, die mit ihren Händchen im Fressnapf der Katze herumpatschen, kommen als Bildhintergrund bei Weitem nicht so gut an. Für eine nackte Wand als Bildhintergrund aber gibt es den Fachbegriff "Hostage-Video", weil dieses Setting so aussieht, als sei die Person das bedauernswerte Opfer einer Geiselnahme.