Harald Martenstein - Ist der Autokauf das nächste gesellschaftliche Tabu?
Der alte Wagen unseres Autors kommt wahrscheinlich nicht mehr durch den TÜV. Plötzlich merkt er, welche Parallelen Sexshopbesuche und Autokäufe haben.
Harald Martenstein möchte ein Auto kaufen. Dies ist ein sehr intimes Geständnis, mit dem man sich vermutlich keine Freunde macht. Viele kaufen sich heute wohl heimlich Autos, ähnlich wie früher viele heimlich in den Sexshop gegangen sind.
Es ist kinderleicht, zu sagen: "Ich verzichte auf ein Auto", wenn man keins braucht, etwa als Politikerin mit Dienstwagen und Chauffeur. Martenstein gesteht: Er könne sehr wohl ohne Auto leben. Er stürbe nicht ohne Auto. Er könnte dann aber nicht mehr in sein Haus auf dem Land fahren, um zu schreiben oder auszuspannen. Dieses Opfer würde er natürlich bringen, wenn er davon überzeugt wäre, dass ansonsten die Welt untergeht. Mit dem nahen Weltende durch den CO₂-Ausstoß seines Autos ist aber nicht zu rechnen, dies merkt man zum Beispiel daran, dass bei ihm die Kohlekraftwerke weiterlaufen. Wenn es richtig ernst wäre, würde man die klimaneutralen Atomkraftwerke sicher nicht dieses Jahr abschalten.