Harald Martenstein über - Eine Odyssee für die Stones
Für sein vermutlich letztes Konzert der Rockband ist unser Kolumnist bereit, eine lange Strecke auf sich zu nehmen. Doch dann bleibt er im Bahnchaos stecken.
Harald Martenstein war im Schwarzwald und wollte im Zug von Freiburg nach Amsterdam, um am nächsten Tag einem Konzert der Rolling Stones beizuwohnen, vermutlich zum letzten Mal. Anlass der Tour war das 60-jährige Bandjubiläum. Man fährt von Freiburg nach Frankfurt Süd, im Frankfurter Hauptbahnhof wird umgebaut. Dann umsteigen nach Köln, Regionalbahn nach Mönchengladbach, von dort nach Amsterdam, neun Stunden. Das klingt unkomplizierter, als es ist.
Als in Frankfurt Süd der ICE pünktlich einfuhr, tat er dies überraschenderweise auf Gleis 5, nicht auf Gleis 7, wo er angekündigt war und alle auf ihn warteten. Mit Koffern und Taschen beladene Menschenmassen stürmten die Treppe zum Gleis 7, mit allen äußeren Anzeichen der Panik. Als der Zug abfuhr, war er überfüllt und hatte 20 Minuten Verspätung. Wenn ein ICE aber erst einmal dieses hoffnungslose Stadium der Verspätung erreicht hat, gleitet er nur noch langsam dahin, meditativ quasi, weil jetzt andere Züge Vorfahrt haben, solche, bei denen es noch Hoffnung gibt. Bald schon betrug die Verspätung 40 Minuten. Martenstein fragte die Zugbegleiterin, ob er es an diesem Tag noch bis Amsterdam schaffe. Sie sagte: "Ich sag’ jetzt mal: vielleicht. Theoretisch ginge es." Er wollte auf die Toilette. Alle erreichbaren Toiletten waren defekt, die weiter entfernten Toiletten waren wegen der vielen Menschen unerreichbar...