Harald Martenstein - Der langsame Tod der Toskanafraktion
Früher galt die italienische Region als Sehnsuchtsort der deutschen Linken. Doch heute findet man dort mehr Yoga als Rosa Luxemburg. Bedauernswert, findet unser Harald Martenstein.
Harald Martenstein traf einen alten Freund, den er lange nicht gesehen hatte. In den Neunzigern arbeiteten sie in der gleichen Redaktion. Damals hat er manchmal von seinem Haus in der Toskana erzählt. Das Haus war ein Geschenk seiner Eltern, zu dieser Zeit war es sicher noch nicht allzu teuer, ein halb verfallenes Gehöft mit Olivenbäumen drum herum, schöne Lage, einsam. Dort fuhr er oft hin, um zu sägen, zu mauern und zu malern. Quasi einen Steinwurf entfernt befand sich das Gehöft des fortschrittlichen Sängers Konstantin Wecker. Als Martenstein ihn jetzt auf das Haus ansprach, sagte er, dass er lange nicht mehr dort gewesen sei. "Die Toskanafraktion gibt es nicht mehr."