Harald Martenstein über - Das Verhältnis von Eltern und Kindern
Auch schlechte Eltern haben einem meistens etwas gegeben, das Leben sowieso. Aber sie sollten nicht erwarten, von den Kindern etwas zurückzubekommen.
Zu seiner Mutter hatte Martenstein lange Zeit kein gutes Verhältnis. Inzwischen ist sie sehr krank, er empfindet Mitleid. Mitleid kann Groll offenbar fast vollständig auffressen. Er hält das für eine gute Botschaft, uns Menschen betreffend. Wenn seine Mutter aggressiv wird, was nur noch selten vorkommt, macht ihm das nicht viel aus; wenn sie ihn aber bei seinen Besuchen im Heim erkennt und sich sichtlich freut, geht ihm das Herz auf. Es ist für alles zu spät, ein Wort wie "Versöhnung" hat in ihrer Welt keinen Sinn mehr. Sie ist noch da. Er ist noch da. Das ist alles.