Dengê Welat - Sender Grigoriopol verneint Kurzwellenbetrieb

Sender Grigoriopol
Mittelwellen-Senderhaus der Station Grigoriopol | © Leo Cultuclu

Über die terrestrischen Sendungen der kurdischen Dengê Welat lassen sich keine brauchbaren Informationen mehr beschaffen. Es gibt nur eine klare Aussage: Sie kommen nicht wieder aus der Sendestation Grigoriopol in Pridnestrowje, dem an die Ukraine grenzenden Teil von Moldawien.

Wie es von dort hieß, biete man derzeit keine Ausstrahlungen auf Kurzwelle an. Das sei nach wie vor eine Folge der Destabilisierungsversuche im Frühjahr 2022, bei denen ein Paar Vorhangantennen zerstört wurde.

Darüber hinaus war im Winterhalbjahr die Stromversorgung ein Problem. Einerseits führten die Angriffe auf das Hochspannungsnetz in der Ukraine auch hier zu umfangreichen Ausfällen. Andererseits bestanden Auflagen zur Einsparung von Energie, hinter die selbst Aufträge des staatlichen russischen Rundfunks zurückzustehen hatten.

Das sollte sich inzwischen erledigt haben und damit der Sendebetrieb auf Mittelwelle wieder in vollem Umfang laufen:

Auf 999 kHz Radio Rossii rund um die Uhr mit 1000 kW,

auf 1413 kHz Westi FM ebenfalls rund um die Uhr mit 500 kW und Richtstrahlung in die Ukraine,

auf 1548 kHz Trans World Radio von 20.30 bis 22.30 Uhr mit 500 kW und Richtstrahlung in den Balkan sowie

auf 621 kHz mit 150 kW an Arbeitstagen von 14.00 bis 17.18 Uhr das Tiraspoler Radio 1 pljus (bis 17.00 Uhr als Zusammenschaltung mit dem Schwester-Hauptprogramm Radio 1) und von 19.30 bis 20.30 Uhr Trans World Radio.

Die Dengê Welat, der Hörfunkableger des kurdischen Stêrk TV, war ihrerseits der letzte Kurzwellenkunde in Grigoriopol, nachdem zuvor die für den Iran bestimmten Übertragungen der BBC und weiterer Veranstalter entfielen.

Im April 2022 wechselte die Übertragung zur Sendestation Kostinbrod bei Sofia. Vermutlich handelte es sich schlicht um ein billigeres Angebot, denn der Umzug nach Bulgarien war verbunden mit einer Absenkung der Sendeleistung von 300 auf 50 kW.

Sender Kostinbrod
Kostinbrod mit Antennen

Diesen Auftrag und auch fast alle Buchungen der BBC verlor die Kurzwellenstation Kostinbrod wieder, als es im Dezember einen völligen Ausfall über mehr als eine Woche gab. Begründet wurde er mit „technischen“ Problemen im Bereich der Stromversorgung.

Die Dengê Welat kam wieder auf ihre langjährigen Partner zurück, zunächst mit den altbekannten Frequenzen. Dazu gehörte tagsüber das Hin und Her zwischen 11530 und 11540 kHz als Katz-und-Maus-Spiel mit der Störsendung, die seit 2019 aus der Türkei gegen die Dengê Welat gerichtet wird.

Seit einigen Wochen gibt es eine weitere Abwehrmaßnahme: Den Einsatz sehr hoher Frequenzen, auf denen sich um die Sendeanlagen bis zu 1500 Kilometer weite „tote Zonen“ ausbilden. Dadurch ist die Störsendung aus der Kurzwellenstation bei Ankara innerhalb der Türkei kaum noch wirksam.

Somit läuft die Dengê Welat jetzt zumindest tagsüber im 16-Meterband. Dabei ist zusätzlich das Springen zwischen den Frequenzen noch intensiviert; das Signal ist an sich immer wieder ändernden Stellen zwischen 17450 und 17500 kHz anzutreffen.

Was noch bleibt, ist die Frage nach dem jetzigen Senderstandort: Eine gewöhnlich gut unterrichtete Quelle sprach vor Wochen von Taschkent.

Möglich ist vieles, insbesondere auch eine zeitliche Aufteilung auf mehrere Betreiber. So war in das Arrangement, das bis 2022 bestand, TDF in Frankreich mit einbezogen. Zeitweise gab es auch Ausstrahlungen aus Armenien.

Sender Samara
Archivbild: Einige Antennen der Kurzwellenstation Samara
Sender Samara
Archivbild: Blick über die Wolga zu den Kurzwellenantennen in Samara

Die früheren Ausprägungen der Dengê Welat nutzten außerdem zwei Sendestationen, die inzwischen nicht mehr existieren.

Das war zum einen gleich beim Start im Jahre 2001 eine der Anlagen, von denen zum Beispiel das deutsche Programm von Radio Moskau kam: Die Kurzwellenstation Samara. Sie wurde 2013 stillgelegt und kurz danach abgerissen, um das Gelände mit einem Stadion für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 zu bebauen.

Sender Bijeljina
Archivbild: Die Kurzwellenstation Jabanusa bei Bijeljina | © Radio Jugoslawien

Für kurze Zeit gab es auch Ausstrahlungen über die Sendestation von Radio Jugoslawien, das bis zuletzt nicht umbenannt wurde und sich nur aus eigener Initiative alternativ oder ergänzend auf Serbien bezog.

Über ein Jahrzehnt manifestierte sich das Desinteresse der Regierungsstellen in nur noch kärglicher Finanzierung – bis es 2015 zur abrupten Schließung kam. Die Antennen der Sendestation bei Bijeljina wurden anschließend demontiert. Übrig blieben die Gebäude, vermutlich ebenfalls geleert und ohne erkennbare Nachnutzung.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 06.05.2023