Gerüchte und Tatsachen - Sachstand zur Mittelwelle in Spanien

Sender Majadahonda
Mittelwellenmast 585 kHz in Majadahonda bei Madrid | © Riozujar, CC

Auf den Herdplatten der Gerüchteküche steht mittlerweile auch der Mittelwellenrundfunk in Spanien, der dort bis heute in vollem Umfang betrieben wird. Aus Gewerkschaftskreisen, somit von sachkundigen Rundfunkmitarbeitern, kommt eine konkrete Information über erste Einschränkungen.

Der Klatsch bezieht sich auf die beiden Privatfunkketten SER und COPE, die größere Mittelwellennetze unterhalten. So dominiert auf der einstigen ostdeutschen Paradefrequenz 783 kHz heute COPE aus Barcelona, während auf 1044 kHz zwei Sender von SER nun ebenfalls in Europa „allein auf weiter Flur“ sind.

Zu beiden Ketten war zunächst die Rede von bereits getroffenen Entscheidungen, aus der Mittelwelle auszusteigen. Dann relativierten die Gerüchteköche ihre Aussagen: Es seien keine Abschaltungen konkret geplant, jedoch solle, mit der letztlich zu erwartenden Folge, kein Geld mehr für Reparaturen bewilligt werden.

Weitere umfangreiche Mittelwellennetze betreibt für zwei seiner Hörfunkprogramme das öffentlich-rechtliche RTVE. Dazu gehören beim ersten Programm (Radio Nacional) auch Großsender. Wie sich jetzt herausstellte, arbeiteten sie schon seit einiger Zeit generell nur noch mit 300 kW.

Nun sind die Sendeleistungen noch weiter abgesenkt. Neu eingeführt wurde dabei ein niedrigeres, in (zunächst nicht genau erläuterten) Nachtstunden zu schaltendes Niveau.

Mit nur noch 150 kW tagsüber und 100 kW nachts laufen jetzt die einst mit 600 kW betriebenen Frequenzen: Madrid 585 kHz, Sevilla 684 kHz und Barcelona 738 kHz.

Aus den 300 kW der weiteren Großsender wurden 100 kW tagsüber und 75 kW nachts: Teneriffa 621 kHz, La Coruña 639 kHz und Murcia 855 kHz.

918 AM, Radio Inter
Das letzte Video vom 21.03.2022 | © Radio Inter

Ausgegangen ist das Geld bereits einer unabhängigen Station, die es in Madrid ebenfalls auf Mittelwelle gab: Radio Inter.

Zwar hieß es zur Abschaltung des Mittelwellensenders am 3. April noch, der Betrieb solle auf UKW fortgesetzt werden. Schon wenige Tage später war aber auch der Internetauftritt gelöscht. Die letzten Lebenszeichen auf Youtube und Twitter erschienen bereits am 21. März bzw. 22. März.

Die Ausstrahlung von Radio Inter auf 918 kHz lief mit 20 kW über einen Sender im Vorort Pozuela de Alarcón. Nachdem die Nutzung der Frequenz in Ljubljana bereits seit 2017 beendet ist, sind nun in Europa nur noch leistungsschwache Liebhabersender in den Niederlanden, in Italien und – hier gleich ohne Lizenz – in Griechenland verblieben.

Ausstrahlungen mit höheren Leistungen gibt es auf 918 kHz erst wieder in Ägypten (10 kW, Hauptprogramm wie auf 819 kHz), Nigeria (sehr auffällig: mit 50 kW auf der eigentlich seit 1978 obsoleten Frequenz 917 kHz), dem Iran (50 kW, Regionalprogramm aus Kerman) und Indien (300 kW).

 

Autor: Kai Ludwig; Stand vom 19.07.2022