Mit Auswirkungen auf die Medien - Radikalisierung in der iranischen Diaspora

„Wenn die USA die mittelalterlichen iranischen Gesetze hätten, wäre dieses Element des korrupten Systems hingerichtet worden.“
© twitter.com/Javanmardi75

Wenn aktuell eine verzerrte Wahrnehmung der Situation im Iran beklagt wird, hat das auch mit einem Phänomen zu tun, das im Bereich der Medien seit Jahren auffällt: Die Radikalisierung von Teilen der Diaspora.

In deutscher Sprache ist unlängst die Neue Zürcher Zeitung auf das Thema eingegangen. Dabei verortet sie auch das mit saudischem Geld betriebene Iran International im radikalisierten Lager und verweist beispielhaft auf dessen Verbreitung von Verschwörungstheorien.

Bekannt ist dieses Problem spätestens seit 2019. Seinerzeit sah sich das State Department gezwungen, seine Finanzierung des auf Twitter aktiven „Iran Disinformation Project“ zu beenden. Dieses Projekt hatte alle attackiert, deren Äußerungen zum Thema Iran an Feindseligkeit zu wünschen übrig ließen.

Dabei war auch mit BBC-Journalisten und Mitarbeitern von Human Rights Watch noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht: Angegangen wurde selbst die Iran-Redaktion von Radio Free Europe / Radio Liberty, bekannt unter ihrer Hörfunkmarke Radio Farda.

Aufgewendet hatte das State Department dafür 1,5 Millionen US-Dollar. Eine mitwirkende Person war zugleich bei der „Foundation for Defence of Democracies“ angestellt; einer Denkfabrik, die sich in Sachen Iran einen Ruf als Kriegstreiber erarbeitet hat.

Parallel wurde auch die Voice of America auffällig. Ein Redakteur attackierte die exiliranische Journalistin Negar Mortazavi als „verräterische Kriminelle“ und „Spion und Feind der Menschen“, um auf Persisch hinzuzufügen (Abbildung oben): „Wenn die USA die mittelalterlichen iranischen Gesetze hätten, wäre dieses Element des korrupten Systems hingerichtet worden.“

Bildschirmfoto des gelöschten Tweets von Saman Arbabi
© twitter.com/NegarMortazavi

Das Team einer seinerzeit von der VOA gern als Aushängeschild ihres persischen Programms genannten Sendung („Parazit“) wiederum richtete einen Angriff auf die in Somalia geborene Abgeordnete des Repräsentantenhauses, Ilhan Omar. Der Tweet setzte den Hidschab mit den Kapuzen des Ku-Klux-Klan gleich.

Als Omar wenig später auf diesen Artikel über die VOA-Mitarbeiterin Masih Alinejad hinwies, kam von deren Seite wiederum eine von rechtspopulistischen Medien gefeierte Attacke.

Mit dem Beginn der aktuellen Protestwelle rückte Alinejad erneut in den Vordergrund: Es wurde versucht, sie zur Anführerin der Bewegung aufzubauen. Kenner halten das, ungeachtet der in der Tat gegen Alinejad laufenden iranischen Geheimdienstaktivitäten, für eine völlige Übertreibung.

Unterdessen brachte die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar auch Jürgen Klinsmann eine Gelegenheit, sich mit dem Thema Iran im Programm der BBC zu profilieren: Mit Bemerkungen („das ist deren Kultur“), die weithin als klar rassistisch wahrgenommen wurden.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 16.12.2022