Sender Grigoriopol - Bericht aus Tiraspol: Erneuter Anschlag vereitelt

Das zerstörte Antennenpaar der Station Grigoriopol
Das am 26. April zerstörte Antennenpaar | © PGTRK

Am 26. April war ein Anschlag auf die Sendestation Grigoriopol in Pridnestrowje/Transnistru verübt worden. Wie die Polizeibehörden in Tiraspol nun mitteilen, sei auf dem jetzt scharf bewachten Gelände in der Nacht zum 3. Mai eine weitere, mit Sprengstoff beladene Drohne sichergestellt worden.

Wie es in der mit Fotos versehenen Mitteilung heißt, sei die Drohne aus verschiedenen Komponenten zusammengesetzt und in der Lage gewesen, 30 Kilometer weit zu fliegen.

An der Drohne seien zwei Kilogramm Plastiksprengstoff, ein Kanister mit „einer unbekannten braunen Flüssigkeit“ und eine Vorrichtung zur Fernzündung befestigt gewesen. Die Drohne sei von ukrainischem Gebiet gestartet worden. Als vermutliches Ziel des versuchten Anschlags angegeben wurde eine Rückkühlanlage.

Es kann hier zunächst keine Einordnung dazu angeboten werden, was davon zu halten ist. Weiteres Bildmaterial der präsentierten Gegenstände enthält dieser Beitrag des Tiraspoler Fernsehens, in dem auch eine Sendetechnikerin zu Wort kommt:

Am 26. April hatte es laut den Tiraspoler Quellen um 6.40 und 7.05 Uhr Ortszeit zwei Explosionen auf der Sendestation gegeben. Unbestätigte Berichte brachten sie ebenfalls schon in Verbindung mit einer Drohne.

Ein Ziel soll die als Prunkstück der Sendestation bekannte Kurzwellen-Drehstandantenne gewesen sein. Es heißt, sie sei „leicht beschädigt“ worden. Es gibt Fotos, die Schmauchspuren zeigen sollen.

Tatsächlich zerstört wurde hingegen ein Paar Vorhangantennen der Sendestation, die auch unter dem Namen ihrer eigenen Dienstsiedlung, Majak, bekannt ist.

Dazu gab es ebenfalls einen Fernsehbeitrag. Er enthielt die Luftaufnahmen der zerstörten Kurzwellenantennen auch als Bewegtbild, das einer kritischen Betrachtung standhalten kann.

Am 25. April waren bereits ein Gebäude von Sicherheitsbehörden in Tiraspol und ein Flugplatz zum Ziel von Anschlägen geworden. Offizielle Äußerungen, auch als Fernsehansprache, zielen inzwischen darauf ab, einer Panik entgegenzuwirken.

Wie es hieß, seien weder eine Mobilmachung noch Referenden geplant (letzteres dürfte, siehe Krim 2014, Szenarien eines Anschlusses an die Russische Föderation meinen). Den Urhebern der über Social Media gestreuten „Lügen und Provokationen“ sei, so der Tiraspoler Präsident Wadim Krasnoselski, „das Schicksal der Bevölkerung von Pridnestrowje völlig egal“.

Den beträchtlichen Erfolg der Provokationen illustrierten auch lautstarke Diskussionen des Anschlags auf die Sendestation. Angeheizt wurden sie vom Verschwinden der Signale auf den Mittelwellen 999 und 1413 kHz, die Programme der staatlichen russischen Rundfunkgesellschaft WGTRK übertragen.

Die Mittelwellentechnik blieb jedoch unbeschädigt. Nach plausiblen Informationen wurden die Sender lediglich aus Sicherheitsgründen heruntergefahren, so lange die Lage unklar und Einsatzkräfte auf dem Betriebsgelände tätig waren. Auch beim zweiten Anschlagsversuch wurde wieder so verfahren.

Keinerlei Hinweise auf einen Zusammenhang mit den aktuellen Entwicklungen, auch denen im Zielgebiet, gibt es schließlich beim Verschwinden des Sendesignals der kurdischen Dengê Welat auf 11530 kHz. Diese Ausstrahlung hatte der Programmveranstalter wahrscheinlich von sich aus zum 18. April abgekündigt und durch ein anderweitiges Arrangement ersetzt.

 

Autor: Kai Ludwig; Stand vom 03.05.2022