Katholischer Fernsehsender aus den USA - Englisches EWTN-Radio wieder international auf Sendung

Eternal Word Television Network
EWTN: Eine Kurzwellen-Vorhangantenne und die Gründerin des Senders

Nur noch ein Randprodukt ist beim katholischen Eternal Word Television Network im US-Bundesstaat Alabama der Hörfunk. Entsprechend dauerte ein im März 2022 eingetretener Sendeausfall bei dessen englischsprachigem Kanal mehr als ein Jahr an.

Inzwischen wird das Programm doch noch einmal auf der bekannten Westafrika-Frequenz 15610 kHz übertragen. Die geplante Sendezeit von 21.00 bis 2.00 Uhr MESZ wird dabei möglicherweise nicht ausgeschöpft.

Mit den immer länger werdenden Nächten ist davon in Mitteleuropa ohnehin immer weniger zu hören. Auf gezielte Ausstrahlungen nach Europa und Asien wird seit 2018/2019 bereits verzichtet. Auch die für die Nacht- und Morgenstunden geplante, vor dem Sendeausfall noch eingesetzte Frequenz 9385 kHz ist nicht wieder zurückgekehrt.

Daneben gibt es nur noch die Übertragung eines Programms in spanischer Sprache für Lateinamerika auf der Tagfrequenz 12050 kHz (Ortszeit; 16.00 bis 2.00 Uhr MESZ) und der Nachtfrequenz 5970 kHz. Auch sie läuft inzwischen immer unregelmäßiger.

Die Sendetechnik wird zwar jährlich gesegnet, offensichtlich aber nur noch auf Verschleiß gefahren. So ist auch ein Fehler der Modulatorstufe, der sich bereits vor dem Ausfall des englischen Programms mit Störgeräuschen äußerte, in der Zwischenzeit nicht behoben worden.

EWTN ist das Kind der Klarisse Angelica, bürgerlich Rita Rizzo (1944–2016), die 1962 in Alabama ein neues Kloster gründete und 1971 mit Bibelstunden ihre öffentlichen Auftritte begann. 1978 brachte ihr der Besuch bei einem Fernsehsender in Chicago die Idee, dieses Medium zu nutzen. Aus ersten Zulieferungen wurde 1981 das eigene Satelliten- und Kabelprogramm.

Mit einer Spende von 23 Millionen Dollar ermöglichte der niederländische Milliardär Piet Derksen († 1996) den Einstieg auch in den internationalen Hörfunk auf Kurzwelle. Aufgebaut und 1992 in Betrieb genommen wurden vier Sender mit einer Nennleistung von jeweils 500 kW, dazu acht Vorhangantennen.

Die Anlage erhielt die Kennung WEWN und fand ihren Platz bei der Ortschaft Vandiver, knapp 20 Kilometer entfernt von der EWTN-Zentrale. Diese befindet sich ihrerseits in Irondale, einem östlichen Vorort von Birmingham, der größten Stadt von Alabama.

In der Phase des größten Ausbaus sendete EWTN auf Kurzwelle in 26 Sprachen. Dazu gehörte von Anfang an auch Deutsch, was mit teils extremen Sendeplätzen (so 1993 erst um Mitternacht) und bestenfalls mäßiger Empfangsqualität allerdings ein aussichtsloses Unterfangen war.

Deshalb wechselten die Bemühungen um das deutschsprachige Europa bereits ab 2000 vom Kurzwellenhörfunk ins Fernsehen. Das entwickelte sich 2011 zu einer Niederlassung in Deutschland, deren Programm seit 2016 mit einer nordrhein-westfälischen Lizenz sendet.

1993 begann Rizzo damit, sich offen gegen liberale Kräfte in der römisch-katholischen Kirche zu stellen.

Als erster Schachzug gelang es, den US-amerikanischen Bischöfen den Betrieb eines eigenen Fernsehprogramms auszureden. Als diese sich nach der Schließung ihres CTNA bei EWTN einbringen wollten, beschied ihnen Rizzo kühl, der Sender gehöre ihr.

Für die seitdem eingeschlagene Richtung fanden nicht etwa kirchenferne Kreise, sondern eine katholische Stimme klare Worte: EWTN sei mittlerweile „das Fox News unter den Religionssendern“.

2019 pushte EWTN auf globaler Ebene die reaktionären Positionierungen zweier deutscher Protagonisten: Von Gerhard Müller, der schon abgesetzt war, sich aber trotzdem noch dafür eignete, Kirchenpolitik zu machen, sowie von keinem anderen als Joseph Ratzinger.

Das deutsche Programm von EWTN seinerseits wird weiterhin als Dependance von Irondale betrieben. Zu dessen inhaltlicher Gestaltung sei aktuell auf Anmerkungen zur Berichterstattung vom katholischen Weltjugendtag in Lissabon verwiesen.

Vom heutigen Papst und dessen Umfeld wird EWTN nicht geschätzt. Dazu gibt es neben sachlich gehaltenen Stellungnahmen ein knalliges Zitat:

„Die sind ein Werk des Teufels. Das habe ich einigen von denen auch schon gesagt.“

Was 1995 beim Fernsehen gelang, sollte 2022 noch auf den Bereich Nachrichtenagentur ausgedehnt werden: Im Rahmen ihrer mittlerweile reaktionären Agenda wollten die US-Bischöfe den Catholic News Service, das „Gegenstück“ zur deutschen KNA, schließen und auch dieses Feld EWTN überlassen. Überraschend kam es aber doch zu einer Weiterführung.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 20.08.2023