Kurdischer Sender erneut umbenannt - Dengê Welat ist jetzt Dengê Gel

Dengê Gel, 11540 kHz, 7460 kHz
© denge-gel.org

Das seit zwei Jahrzehnten aktive kurdische Hörfunkprogramm hat seinen Namen wieder einmal geändert. Es präsentiert sich jetzt als Dengê Gel, „Stimme der Menschen“.

Die tatsächlich bestehende Kontinuität ist spätestens an den bekannten Telefonnummern in Denderleeuw bei Brüssel abzulesen.

Mit der Umbenennung kehrte das Programm auf die zuvor bis April 2022 genutzten Frequenzbereiche zurück. Frühere Umstellungen dieser Art waren gern mit Änderungen bei den beauftragten Dienstleistern verbunden. Vorerst kann nicht beantwortet werden, ob Aussagen aus dem letzten Jahr, die von Usbekistan als Senderstandort wissen wollten, noch aktuell sind.

Von Frequenzbereichen ist zu sprechen, weil die Übertragung seit 2019 von der Türkei gestört wird. Das geschieht, indem die Rundfunkanstalt TRT über ihre Kurzwellenanlage eine Musikschleife auf die gerade von der nunmehrigen Dengê Gel eingesetzte Frequenz legt.

Als Abwehrmaßnahme wandert die Übertragung in einem bis zu 60 kHz breiten Bereich um die Nennkanäle, jetzt 11540 kHz (tagsüber) bzw. 7460 kHz (abends). Die Störsendung aus der Türkei folgt den Frequenzänderungen allerdings innerhalb kurzer Zeit.

Stêrk TV / Roj News
Standbild aus dem Fernsehprogramm | © Stêrk TV

Dieses Hörfunkprogramm ist das Beiboot eines Fernsehsenders, der seit 1995 immer wieder als Organ der PKK eingestuft, anschließend verboten und von seinen Betreibern mit neuer Lizenz unter verändertem Namen erneut gestartet wurde.

Die erste Phase mit britischer Lizenz als „Med TV“ endete 1999. Es folgte „Medya TV“ bis zum Entzug der französischen Zulassung im Jahre 2004. Nächster Schachzug war eine dänische Lizenz mit der neuen Marke „Roj“. Das funktionierte bis 2012.

Es folgte Schweden mit „Newroz TV“, bis der Satellitenbetreiber Eutelsat 2016 erneut den Stecker zog. Das geschah auf direkte Veranlassung des türkischen Rundfunkregulierers RTÜK.

Dieses Organ ist ein vollwertiges Mitglied der Europäischen Plattform der Regulierungsbehörden (EPRA). Daran haben auch solche Aktionen wie 2022 die Verhängung einer pauschalen Nachrichtensperre und die Blockierung der Internetseiten von Deutscher Welle sowie Voice of America nichts geändert.

Die VOA richtete seinerzeit eine neue Adresse ein – die im August nun ebenfalls gesperrt wurde. Besonders bemerkenswert ist, gegen wen RTÜK da vorgeht: Bei der Voice of America handelt es sich (mit zwangsläufigen Problemen dabei, die redaktionelle Arbeit von staatlichem Handeln abzugrenzen) um eine Behörde der US-Regierung.

Der türkische Durchgriff scheint kaum noch Grenzen zu kennen: Wer bezichtigt wird, Mitglied der PKK zu sein, ist selbst in Südeuropa nicht mehr sicher.

Dengê Welat, 0032 53 ...
Die 2017 eingeführte Variante | © denge-welat.org

Nach erfolgreich beschrittenem Rechtsweg kehrte der kurdische Sender 2017 auf Kapazitäten von Eutelsat zurück.

Dabei macht man weder im Sendeprogramm noch am Türschild ein Geheimnis daraus, wer man ist. Trotzdem gab es wieder neue Namen: Stêrk TV für das Fernsehen und „Dengê Welat“ für das Radio.

Letzterer trat an die Stelle des Auftritts als „Dengê Kurdistanê“, der ab 2012 erstmals das Zielgebiet eindeutig zum Ausdruck brachte. Zuvor hatte man ab dem Sendestart im Jahre 2001 mit der Umschreibung „Dengê Mezopotamya“ hantiert.


Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 24.09.2023