Medienbericht - Nächste Kürzungsrunde bei der BBC zu erwarten

Bengalische Hörfunksendung der BBC
Die letzte Radiosendung für Bangladesch | © BBC

Keine Atempause gibt es bei den immer weiteren Sparmaßnahmen der BBC. Im Laufe des Oktober ist mit der Mitteilung neuer Einschnitte im Informationsbereich zu rechnen.

Nur die Spitze des Eisbergs sein sollen bereits bekannte Einsparungen im Volumen von 5 Millionen Pfund bei der Fernsehsendung „Newsnight“. Sie werden voraussichtlich zum Abbau eigener Recherchen und dem Ersatz von Filmbeiträgen durch Studiogespräche führen.

Gemunkelt wird auch über Sparmaßnahmen bei der Hörfunksendung „Today“, bei Radio 5 Live generell sowie beim World Service. Bei letzterem sollen die Mitarbeiter hoffen, diesmal verschont zu bleiben, nachdem es hier im Laufe der letzten zwölf Monate einen regelrechten Kahlschlag gab.

Dieser begann mit der Absage einer Wiederaufnahme von Hörfunksendungen in russischer Sprache. Damit wurde zugleich die nochmalige, sofort mit dem Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 realisierte Einschaltung von Europafrequenzen für das englische Hörfunk-Weltprogramm wieder aufgegeben.

Um den Jahreswechsel folgte das Ende der Radiosendungen in Bengalisch sowie der von der BBC zuletzt schon nicht mehr selbst ausgestrahlten Produktionen in Urdu und Indonesisch.

Auffallende Zäsuren brachten der Januar und März mit dem Ende der Hörfunkprogramme in Arabisch und Farsi. Weitgehend unbemerkt blieben die Sparmaßnahmen, die es zugleich im Afrika-Programm gab.

Als wenig wertschätzend beschrieben wird die Art und Weise, in der die aus dem Zielgebiet stammenden Mitwirkenden davon erfuhren: Durch eine Powerpoint-Show der Direktorin des World Service, Liliane Landor, die es ablehnte, Fragen zu beantworten. Dabei steht auch der Vorwurf des Rassismus im Raum.

Laut diesen Darstellungen wurden im World Service nicht nur die offiziell angegebenen 382, sondern mehr als 600 Arbeitsplätze abgebaut. Die BBC streitet das ab, während eine Gewerkschaft die Zahl „rund 400“ nennt.

Bislang jüngster Schritt war eine weitere Einschränkung der terrestrischen Hörfunksendungen. Auf diesem Gebiet hatte der World Service gegenüber dem Vorjahr bereits 24 Prozent des Publikums verloren.

Keine Trendwende signalisieren die nochmaligen Radiosendungen in den Sudan, die es seit Mai gibt. Sie beschränken sich auf 60 Minuten mit einer Frequenz, und sie sind zunächst nur für ein halbes Jahr angesetzt.

Aus historischen Gründen kein Teil des Geschäftsfelds „World Service“ ist das ebenfalls für ein weltweites Publikum bestimmte englischsprachige Angebot in anderen Mediengattungen als dem Hörfunk.

Hier kam es zur Zusammenlegung der Inlands- und Auslandsversion des Fernseh-Nachrichtenprogramms. Äußerlich zeigt diese sich darin, wie die bisherigen Programmnamen „BBC News Channel“ und „BBC World News“ durch ein einheitliches „BBC News“ ersetzt wurden.

Auch dies war mit dem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden. Um ein transparentes Verfahren darzustellen, hatten alle Moderatoren sich Vorsprechen zu unterziehen, die als Demütigung empfunden wurden. Drei bekannte Gesichter lehnten es ab, sich daran zu beteiligen, und beendeten nach Jahrzehnten ihre Tätigkeit für die BBC.

Das stolz präsentierte Ergebnis hielt keine fünf Monate. Dann verließ einer der fünf ausgesuchten Stars die BBC bereits und ging zur Konkurrenz, sprich zu Sky News.

Offensichtlich unterschätzt hat die BBC den Schaden, den sie ihrem Ruf mit der Auflösung des Vokalensembles zufügen würde. Zu hören war zuletzt von vertraulichen Gesprächen mit „potentiellen Partnern“. Einstweilen könne der Chor auch für 2024 planen.

Zum Ende der Proms-Konzerte richteten der Leiter der BBC-Klangkörper und der Programmchef von Radio 3 ein Dankschreiben an die BBC Singers und das ebenfalls bedrohte Konzertorchester. Darin sprachen sie von einem „schwierigen Jahr“ und lieferten so ein Lehrbuchbeispiel dafür, was man unter Gaslighting versteht.

Die eingangs erwähnte Sendung „Newsnight“ ihrerseits war bereits ein Schauplatz, auf dem die Frage, wie weit es mit der inneren Pressefreiheit bei der BBC noch her ist, ins Scheinwerferlicht rückte: Diese Moderation führte zu einer Maßregelung.

Einige Zeit danach verließ die betroffene Emily Maitlis die BBC. Ihre Sicht der Dinge schilderte sie in einem Vortrag. Dabei verdankt sich ein erheblicher Teil der Resonanz nicht einmal der britischen Publizistik, sondern der Londoner ARD-Korrespondentin Annette Dittert, die ihre Einschätzungen zuletzt in diesem Text ausführte.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 01.10.2023