Senderausfall und Wiederentdeckung - Stand der Dinge beim Auslandsradio in Ägypten

ERTU in Kairo
Kairo mit der Zentrale von ERTU (links) | © Ahmed Hamed, CC-BY-SA

Vom Auslandsradio in Ägypten sind zwei Entwicklungen zu melden: Das arabischsprachige Flaggschiff ist wieder aufzufinden, dafür sind nun seit dem 28. Januar die Sendungen in Fremdsprachen nirgends mehr zu hören.

Einem Kurzwellenfreund in England wurde dazu beschieden:

» Ich möchte Ihnen mitteilen, dass wir Probleme im Senderhaus der Kurzwellenstation haben. Jetzt werden sie behoben. Bald wird alles gut sein. «


„Probleme“ in Form einer völligen Einstellung des Betriebs bestanden schon einmal durchweg von 2018 bis 2021.

In dieser Zeit gab es Übertragungen der Fremdsprachensendungen im Internet. Sie wurden nach der Reaktivierung der Kurzwellensender jedoch wieder abgeschaltet. Auch die Ausstrahlung über Satellit ist vor Jahren entfallen.

Somit gibt es auch für die Sendungen in deutscher Sprache derzeit keinen aktiven Übertragungsweg. Das macht allerdings schon keinen Unterschied mehr, denn die jetzt unterbrochene Ausstrahlung auf Kurzwelle war entweder extrem leise oder völlig verzerrt.

Womöglich existiert die südöstlich von Alexandria stehende Sendeanlage (ihre offizielle Bezeichnung Abis ist irreführend) nur noch wegen eines besonderen Auftrags. Worum es geht, verrät ein im Szenejargon gehaltenes Bulletin von 2016 ab Seite 9. Dort abgebildet ist auch noch die inzwischen abgerissene Station Abu Zabal.

Diese Durchsagen zur Agentenführung des Auslandsgeheimdienstes wurden in ungewöhnlicher Weise live gesprochen. Dabei waren teils Fans von Jean-Michel Jarre am Werk. Gelegentlich gab man die Codegruppen einfach auf Arabisch.

Sollten diese Sondersendungen tatsächlich der Grund für die weitere Vorhaltung der Kurzwellenanlage gewesen sein, ist das trotzdem keine Gewähr für ihre nochmalige Inbetriebnahme: Zuletzt waren auf den betreffenden Sendeplätzen nur noch reine Musiktests zu beobachten.

Funkhaus Kairo
In den 80er Jahren vom ägyptischen Rundfunk ERTU verschicktes Foto des Funkhauses in Kairo.

Unterdessen ist ein Programm, das bereits vom Radar verschwunden war, hier zu hören: Sawt al-Arab, die 1953 gegründete „Stimme der Araber“. In der Ära Nasser hatte sie einen heute kaum vorstellbaren Erfolg. Später dümpelte das Programm nur noch vor sich hin.

Schon vor Jahren verschwand die Sawt al-Arab von der Kurzwelle. 2021 wurde auch ihre Großmittelwelle 621 kHz stillgelegt. Wie sich nun zeigt, will der ägyptische Rundfunk ERTU online und über Satellit (das soll diesen Kanal auf Hotbird einschließen) aber immer noch damit weitermachen.

Gleich neben dem jetzt ausgefallenen Kurzwellenkomplex steht eine Sendeanlage für die Mittelwelle 774 kHz. Ihr Signal ließ sich bei ersten Überprüfungen ebenfalls nicht mehr nachweisen. Sollte der Sender tatsächlich außer Betrieb sein, dann läuft das betroffene Programm wohl nur noch über die Nilesat-Plattform.

Dieses „Nahost-Radio“, Al-Sharq Al-Awsat, war 1964 gegründet worden. Damit wollte der ägyptische Rundfunk gleich selbst eine gefälligere Alternative zur steif-dogmatischen Sawt al-Arab anbieten und so auch Werbegelder abgreifen.

Dieser Kanal auf dem (in Mitteleuropa nicht zu empfangenden) Nilesat 201 enthält seinem Namen nach weiterhin spezielle Palästina-Sendungen. Hinter deren Verbreitung auf der Mittelwelle 1008 kHz setzten Beobachter vor einiger Zeit ein Fragezeichen.

Von vornherein als entfallen gemeldet wurden dabei die Sendungen in hebräischer Sprache, die es auf dieser Frequenz einst für sechs Stunden am Tag gab. Auch jetzt scheinen sie nicht wieder aufgenommen worden zu sein.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 11.02.2024