Ohne Begründung - Argentinien: Deutsche Sendungen erneut unterbrochen

Radio Nacional, Buenos Aires
Funkhaus in Buenos Aires | © Abasmalko, CC-BY-SA

Seit März bringt der Auslandsdienst von Radio Nacional in Buenos Aires keine neuen Sendungen in deutscher Sprache mehr. Das ist zwar nicht die erste Unterbrechung dieser Art, doch wurde diesmal auch keine Begründung dafür gegeben. Von einer Überraschung kann man allerdings nicht sprechen.

Von Oktober bis Dezember ruhte die Produktion, weil die bisherige Redakteurin nach 34 Jahren in den Ruhestand getreten ist. Vor ihrem Ausscheiden erhielt sie noch Signale, man wolle ihr nach den Präsidentschaftswahlen eine freie Mitarbeit anbieten. Das geschah jedoch nicht mehr.

Stattdessen engagierte man einen aus Deutschland stammenden Mitarbeiter. Seit 1. März kommen nun auch von ihm keine neuen Sendungen mehr. Es gibt keine konkreten Antworten auf die Frage, warum dem so ist.

Von der bis zum vergangenen Jahr gut gepflegten deutschen Sektion der RAE-Seiten sind inzwischen nur noch Reste übrig. Eine Sammlung der letzten gehörten Sendungen findet sich einzig bei Dritten.

Der in der Zwischenzeit gewählte Staatspräsident Milei beabsichtigt, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu privatisieren. Mit seinem Antritt am 10. Dezember wurden zahlreiche Verantwortliche von Radio Nacional ausgewechselt, teils mit der Begründung, man habe sich von „Kirchneristen“ getrennt.

Im Januar folgte die Beendigung der Zusammenarbeit mit mehr als 500 freien Mitarbeitern. Dazu gab es eine Mischung aus wiederum offen politischer Begründung und der Formulierung von einer „Anpassung“ an die angestrebte Privatisierung.

Stand vom 21.04.2024


Im Vorfeld hatte Milei auch damit Sorge ausgelöst, die Militärdiktatur der 70er/80er Jahre zu verharmlosen und die Tochter damaliger Verantwortlicher in sein Team aufzunehmen.

In diese Zeit fällt das technische Detail aus der ursprünglichen Fassung dieser Seite. Es geht um die Fußball-Weltmeisterschaft von 1978, deren Teilnehmer die Umstände im Land auch schon damals nicht weiter störten.

Das Ereignis, eingeschlossen die Eröffnung und Siegerehrung durch Juntachef Videla, wurde zwar für die weltweite Übertragung in Farbe aufgenommen. Der damaligen Bosch Fernsehanlagen in Darmstadt bescherte das einen Großauftrag, der nicht etwa still abgewickelt, sondern anschließend stolz in einer Broschüre präsentiert wurde.

In Argentinien selbst war das so allerdings nur in einzelnen, per Leitung angeschlossenen Kinos zu sehen. Grund war die dort wie auch in Paraguay und Uruguay eingeführte Kombination des europäischen 625-Zeilen-Fernsehens mit dem amerikanischen Kanalraster, in dem für das Bild nur eine Bandbreite von 4,2 MHz zur Verfügung stand.

Dadurch ließ sich der PAL-Farbträger auf 4,43 MHz nicht terrestrisch ausstrahlen. Auch das ansonsten in der technischen Übertragung besonders anspruchslose SECAM konnte so nicht betrieben werden.

Es bedurfte deshalb des Sonderverfahrens PAL-N mit einem Farbträger auf 3,58 MHz, um das Farbfernsehen in Argentinien (und fast zeitgleich in Paraguay und Uruguay) 1980 zu starten.

Allerdings wäre es wohl auch ohne diese Besonderheit nicht viel früher dazu gekommen. So begann in Chile der Farbbetrieb mit dem längst etablierten NTSC-Verfahren des 525-Zeilen-Fernsehens ebenfalls erst 1978 (dort wieder mit etwas voreiligen Technikern).

Zugleich gab es zu diesem Zeitpunkt in Brasilien schon seit Jahren ein anderes Sonderverfahren: PAL-M, mit dem auch dem 525-Zeilen-Fernsehen ein zweites Farbsystem beschert wurde. Dessen Verkauf an Kanada soll nur knapp gescheitert sein.

Erfahrene Bildingenieure aus den USA haben dazu ihre Meinung: Telefunken Hannover tat selbst nichts anderes als das, was es in Europa als französisch-russische Abweichlerei brandmarkte.

Dabei lassen sie auch die oft erbarmungswürdige (an dieser Stelle ist gemeint: technische) Qualität älterer nordamerikanischer Produktionen nicht gelten. Diese hatte nichts mit der Anfälligkeit von NTSC gegen – innerhalb der Studioumgebung völlig vermeidbare – Phasenfehler auf der Übertragungsstrecke zu tun, sondern war schlichter Pfusch.

Bei der Einführung des terrestrischen Digitalfernsehens gelang es Brasilien dann, den Standard für Südamerika zu setzen: Fast alle dortigen Länder übernahmen ISDB-TB, die brasilianische Adaption des japanischen Verfahrens.

 

Beitrag von Kai Ludwig