Budgetkürzung - AM-Betrieb in Rumänien eingeschränkt

Sender Tâncăbești
Kriegsdenkmal und Mittelwellensender 855 kHz in Tâncăbești | © Constantinescu Nicolaie, CC-BY-SA

Seit dem 1. August ist der AM-Sendebetrieb in Rumänien erneut eingeschränkt. Diesmal sind nicht, wie es 2021/2022 der Fall war, fehlende Ersatzteile der Grund.

Vielmehr wurde diese Entscheidung wegen Budgetengpässen getroffen.

Für die Mittelwelle ist die Rede von reduzierten Sendeleistungen während der Nachtstunden. Einzelheiten sind bislang nicht bekannt. Hier ist bereits eine generelle Beschränkung auf höchstens 400 kW wirksam, seit 2003/2004 fast das gesamte Mittelwellennetz für 85 Millionen Dollar mit neuer Technik aus den USA ausgestattet wurde.

Sie ersetzte hauptsächlich Anlagen der tschechischen Firma Tesla, davon die stärkste mit 1500 kW auf 855 kHz in Tâncăbești bei Bukarest. Insgesamt gab es hier die unterschiedlichsten Konfigurationen. So steckte hinter den „merkwürdigen“ 950 kW auf 1152 kHz die Kombination zweier Sender mit 750 und 200 kW.

Sender Ţigăneşti
Die Sendestation Ţigăneşti | © Panoramio, CC

2007/2008 folgte, wiederum mit US-amerikanischen Auftragnehmern, der Austausch der alten Kurzwellensender. Dabei wurden alle drei bestehenden Standorte berücksichtigt, womit bis jetzt der Auslandshörfunk aus Bukarest in mittlerweile weltweit einmaliger Weise ohne jegliche Einschränkungen weiter auf Kurzwelle aktiv war.

Jetzt ist jedoch an allen drei Standorten nur noch jeweils ein Sender für Radio Rumänien International in Betrieb:

Ţigăneşti (zwischen Bukarest und Plojeşti)
00.00-00.56 Uhr: 9790 kHz; Englisch
01.00-01.56 Uhr: 13660 kHz; Spanisch
02.00-03.56 Uhr: 11620 kHz; Engl., Franz.
04.00-04.56 Uhr: 17760 kHz; Spanisch
05.00-05.56 Uhr: 9850 kHz; Englisch
06.00-06.26 Uhr: 15220 kHz; Chinesisch
06.30-06.56 Uhr: 11800 kHz; Russisch
07.00-07.56 Uhr: 21550 kHz; Französ., Engl.
08.00-08.26 Uhr: 11620 kHz; Deutsch
08.30-08.56 Uhr: 17630 kHz; Arabisch
So 09.00-09.56 Uhr: 13750 kHz; Rumän.
So 10.00-10.56 Uhr: 13790 kHz; Rumän.
So 11.00-11.56 Uhr: 17630 kHz; Rumän.
12.00-13.56 Uhr: 17630 kHz; Französ., Engl.
14.00-14.26 Uhr: 17780 kHz; Arabisch
14.30-14.56 Uhr: 17760 kHz; Chinesisch
15.00-15.56 Uhr: 13610 kHz; Russisch
16.00-16.56 Uhr: 9600 kHz; Deutsch
17.00-17.26 Uhr: 13660 kHz; Russisch
17.30-17.56 Uhr: 17780 kHz; Arabisch
18.00-18.56 Uhr: 11620 kHz; Rumänisch*)
19.00-19.56 Uhr: 13750 kHz; Digitalsignal
20.00-20.56 Uhr: 7245 kHz; Digitalsignal
21.00-21.56 Uhr: 11850 kHz; Spanisch
22.30-23.56 Uhr: 13650 kHz; Engl., Digitals.

*) Zielgebiet ist hier Israel, mit dem Nicolae Ceaușescu ein Spiel trieb. Die Sendung wird seit 2017 sonntags in Hebräisch gestaltet, da es unter den Nachfahren der damaligen Auswanderer kaum noch rumänische Sprachkenntnisse gibt.

Galbeni (bei Barchau)
00.00-01.56 Uhr: 11800 kHz; Engl., Span.
02.00-03.56 Uhr: 9730 kHz Rumänisch
04.00-04.56 Uhr: 9700 kHz; Spanisch
05.00-05.56 Uhr: 15330 kHz; Digitalsignal
06.00-07.26 Uhr: 11740 kHz; Rumän., Digitals.
07.30-07.56 Uhr: 11960 kHz; Englisch
08.30-08.56 Uhr: 15130 kHz; Arabisch
So 09.00-09.56 Uhr: 11790 kHz; Rumän.
So 10.00-11.56 Uhr: 11650 kHz; Rumän.
12.00-12.56 Uhr: 11650 kHz; Französisch
13.00-13.56 Uhr: 17670 kHz; Englisch
14.00-14.26 Uhr: 11700 kHz; Arabisch
15.00-16.56 Uhr: 11950 kHz; Rumänisch
17.30-17.56 Uhr: 11830 kHz; Arabisch
18.00-22.56 Uhr: 11975 kHz; Franz., Rumän., Digit.

Săftica (bei Bukarest)
16.00-16.26 Uhr: 9520 kHz; Italienisch
16.30-21.56 Uhr: 5910 kHz; Nachbarländer-Block

Eine ausführliche Aufbereitung und zum Vergleich auch den Sendereinsatz bis Juli enthält diese Datei.

Erich Honecker und Nicolae Ceaușescu, 07.10.1989
7. Oktober 1989, letzter ausländischer Honecker-Gast im Staatsratsgebäude: Nicolae Ceaușescu | © DDR-F

Die älteste und kleinste Station Săftica diente wahrscheinlich schon zu Zeiten von Ceaușescu auch einem ausländischen Partner: Zeitweise soll das Bizim Radyo der türkischen Kommunisten als Ergänzung seiner Sendungen aus der DDR hier mit ausgestrahlt worden sein.

Ausgangs der 80er Jahre gehörte Ceaușescu neben China und Nordkorea zu den letzten Verbündeten, die der im Starrsinn versunkene DDR-Führungszirkel um Erich Honecker noch hatte. In entsprechendem Licht erscheinen die Distanzierungen von der Sowjetunion, die in Bukarest bis heute positiv gesehen werden.

Im Rundfunk geht es darum, wie schon 1975 Sendungen in russischer Sprache starteten. Solche Direktsendungen aus RGW-Ländern in die Sowjetunion (die sich das umgekehrt durchaus vorbehielt) sollte es eigentlich nicht geben. Dafür vorgesehen war das Austauschformat „Stimmen der Freunde“ samt Stilblüten.

Radio Berlin International wagte den Tabubruch erst nach dem Abgang von Honecker – und sorgte damit für Enttäuschung unter Rundfunkredakteuren in Moskau, die noch immer an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit interessiert waren. Doch daraus wurde nichts mehr, geschuldet dem Beginn des letztlich völligen Kollapses.

Für einen kleinen Teil der freien Sendezeit in Săftica gibt es heute wieder einen Abnehmer: Den als kurzzeitiger Ausstrahlungspartner von Stephen Bannon bekannt gewordenen Italian Radio Relay Service.

Ursprünglich (ab 1988) war er mit einem Kleinsender von einem Gehöft bei Mailand aktiv. An dessen Stelle trat 2002 in wechselnder, nie offen genannter Konstellation die Anmietung von Sendezeit in Bulgarien und Rumänien, bis 2010 zeitweise auch in der Slowakei.

Derzeit geplant sind Ausstrahlungen aus Săftica am Wochenende: Sonnabends von 10.00 bis 11.00 Uhr auf 11995 kHz, sonntags von 11.30 bis 14.00 Uhr auf 9510 kHz.

Immer wieder genutzt wird auch die Lücke im Programmablauf von Radio Rumänien International, die (nicht erst durch die aktuellen Einschränkungen) zwischen 17.00 und 17.30 Uhr auf der Station Galbeni besteht. So gab es 2020/2021 propakistanische Sendungen nach Kaschmir.

Bestrebungen, ein Programm für Uganda unterzubringen, kamen nicht über konfuse Versuchssendungen hinaus. Tatsächlich gewonnen werden konnten hingegen Exiläthiopier in Toronto, deren Produktionen jetzt auf immer wieder geänderten Frequenzen laufen.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 06.08.2023