Im Trend - Kurzwellenversorgung der BBC in Osteuropa wieder beendet

Kostinbrod, Standort der letzten aktiven Kurzwellenstation in Bulgarien | © Edal Anton Lefterov, CC

Die vermeintliche Renaissance des Kurzwellenhörfunks in Europa blieb ein Strohfeuer. Nach dem sang- und klanglosen Verschwinden zweier Folgen russischer Sendungen, die in den letzten Monaten aus Bulgarien abgestrahlt wurden, hat sich nun auch die BBC wieder zurückgezogen.

Am 24. Februar 2022 begann die BBC eine zunächst umfangreichere Ausstrahlung ihres englischen Hörfunk-Weltprogramms nach Osteuropa. Sie wurde nach wenigen Wochen jedoch schon wieder erheblich reduziert.

Zu der ursprünglich ebenfalls geplanten Wiederaufnahme russischer Sendungen kam es bereits nicht mehr, nachdem sich für die BBC abzeichnete, in ihrem World Service erhebliche Einsparungen vornehmen zu müssen. In den kommenden Monaten werden deshalb voraussichtlich auch die Radiosendungen für den Iran und die arabische Welt entfallen.

Ebenfalls nicht wieder aufgenommen wurde die (hier 2016 eingestellte) Kurzwellenversorgung des russischen Programms bei Radio Free Europe / Radio Liberty. Seit dem Frühjahr versucht(e) eine Initiative in den USA, „ihren“ Auslandsrundfunk zur Wiederaufnahme eines russischen Kurzwellendienstes zu bewegen, indem sie aus Spenden finanzierte Ausstrahlungen bestellte.

Dazu gehörte ab Mai eine tägliche Sendestunde auf den Kurzwellenanlagen in Kostinbrod bei Sofia. Damit ist es, sofern es nicht eine bislang unbekannte Verlagerung gab, nun ebenfalls vorbei.

Parallel begannen französische Enthusiasten damit, unter dem Titel „Radio for Peace International“ viertelstündige Sendungen zu verbreiten. Zwar verzeichnen sie den Sendeplatz, von 22.31 bis 22.46 Uhr auf 6005 kHz, nach wie vor. Von dieser Ausstrahlung ist jedoch ebenfalls nichts mehr zu hören.

So klangen die Übertragungen, samt dem für die Kostinbrod-Sender typischen Brummen, kurz nach ihrem Beginn:

Der Auftritt als Radio for Peace International ist die Nachnutzung eines altbekannten Sendernamens. Das ursprüngliche RFPI war ein Projekt US-amerikanischer Friedensaktivisten, das ab 1987 aus Costa Rica gesendet hatte, bei Anwesenheit entsprechender Mitarbeiter sogar in deutscher Sprache.

Dazu kam es durch eine von Costa Rica ausgesprochene Einladung, sich mit dem Hörfunkprojekt auf dem Gelände der von den Vereinten Nationen betriebenen University for Peace niederzulassen. Resultat war ein Schönwetterkonstrukt, das 2003 mit einer von da an wirtschaftsnäheren Linie dieser UN-Einrichtung in Scherben fiel.

 

Autor: Kai Ludwig, mit Informationen von Ivo Ivanov; Stand vom 11.10.2022