24. Dezember 2023 - NDR-Kurzwellensendung nochmals auf bekanntem Platz

Frohes Fest
2002 im rbb-Radiohaus Babelsberg | © Kai Ludwig

Seit 1953 kommt vom Norddeutschen Rundfunk am Heiligabend eine spezielle Grußsendung für Seeleute. Die Jubiläumsausgabe läuft nochmals auf dem seit 2021 bekannten Sendeplatz.

Abzuwarten bleibt, was 2024 wird. Grund ist die Entscheidung der ARD, ab Ende April das gemeinsame Nachtprogramm ihrer Hörfunk-Informationswellen bereits um 20.00 Uhr beginnen zu lassen.

2021 hatte der Mitteldeutsche Rundfunk dieses derzeit noch um 22.00 Uhr startende Gemeinschaftsprogramm an den NDR abgegeben. Bis dahin war MDR Aktuell (bis 2016: MDR Info) über 28 Jahre hinweg ohne Unterbrechung auf Sendung.

Zwar gibt es mit NDR Info Spezial weiterhin den von UKW abtrennbaren Sendeweg der früheren Mittelwellen. Von dieser Möglichkeit, die Sondersendung unabhängig vom Gemeinschaftsprogramm auszustrahlen, macht das 2021 eingeführte Arrangement jedoch keinen Gebrauch.

Stattdessen wurde Gruß an Bord von 20.00 bis 24.00 Uhr auf 19.00 bis 22.00 Uhr vorgezogen. Mit dieser Kürzung der Sendezeit enthält die Kurzwellenausstrahlung nur noch den Zusammenschnitt aus zwei öffentlichen Aufzeichnungen. Die abschließende Direktübertragung einer Christmette ist entfallen.

NDR, Kurzwelle, 24.12.2022
Archivbild: Die Planung für 2022 | © Manuel Méndez

Für die Kurzwellenübertragung der Ausgabe 2023 wird auf die Planung des Vorjahres zurückgegriffen, mit Ausnahme der Änderung einer Frequenz.

Somit kommt die Sendung von 19.00 bis 22.00 Uhr aus Nauen diesmal wieder auf 13725 kHz und neu auf 9635 kHz.

Ansonsten bleibt es bei den Ausstrahlungen

aus Frankreich auf 6030 und 11650 kHz,
aus Usbekistan auf 6080 kHz und
aus Florida auf 15770 kHz.

Deutlich spürbar ist dabei das für die Kurzwelle typische, in Winternächten besonders ausgeprägte Phänomen der Bildung einer „toten Zone“ um den Sender, in der nur ein schwaches oder überhaupt kein Signal ankommt. Den besten Empfang liefern deshalb nicht die nahesten Standorte. Speziell die beiden Nauen-Frequenzen sind innerhalb von Deutschland kaum zu hören.

Sender Wertachtal
Ein kleiner Ausschnitt des einstigen Antennenparks im Wertachtal | © Andreas Volk

Mit der Bestellung von Kurzwellen-Sendezeit bei der Media Broadcast begann der NDR 2012, nachdem das deutsche Hörfunkprogramm der Deutschen Welle im Jahr davor eingestellt wurde und die Seefunkstelle Norddeich Radio, die sich an der Verbreitung der Grüße beteiligt hatte, schon seit 1998 Geschichte ist.

Die Premiere lief noch über die Großstation Wertachtal bei Buchloe, von der sich die Deutsche Welle bereits 2007 zurückgezogen hatte. Mit dem immer weiteren Rückgang der Nachfrage für Sendezeit auf Kurzwelle ließ sich diese Anlage ab 2013 nicht mehr halten.

Seitdem bezieht die Media Broadcast bei der Ausstrahlung auf mehreren, in verschiedene Seegebiete des Atlantischen und Indischen Ozeans gerichteten Frequenzen die Kapazitäten ausländischer Partner mit ein.

Dazu gehörte von 2013 bis 2021 auch die Sendestation Moosbrunn bei Wien. Inzwischen ist dort jedoch nur noch ein Teil der Anlagen in Betrieb, darunter lediglich eine einzige, bereits von Adventist World Radio belegte Antenne für Sendungen nach Übersee.

Sender Hemmingen
Archivbild des NDR-Sendemastes Hemmingen bei Hannover; sich dunkel abhebend der MW-Strahler 828 kHz mit eingebauten Isolatoren

Zu einer nochmaligen Erweiterung der Kurzwellensendung kam es, nachdem der NDR 2015 den Betrieb auf Mittelwelle einstellte. Einen kleinen Trupp friedlicher Rundfunkfreunde, der in Hemmingen bei Hannover den AM-Rundfunk symbolisch beerdigen wollte, begrüßte dabei die Polizei.

Zu leichthin sollte man diesen Protest nicht abtun. Immerhin hatte der NDR erst 2009/2010 in neue Sendetechnik investiert und 2014, wenige Monate vor der Abschaltung, in Hamburg das bei Bauarbeiten beschädigte Kabel zur (dann Ende 2016 abgerissenen) Mittelwellen-Hauptantenne mit größerem Aufwand noch einmal repariert.

Aus dem bereits beschriebenen Grund war die Heiligabend-Sendung nach dem Wegfall der Hamburger Großmittelwelle in der Ost- und Nordsee nur noch schlecht zu hören. Deshalb wird seit 2016 eine sechste, aus dem postsowjetischen Raum (anfangs Armenien) abgestrahlte Frequenz hinzugenommen.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 17.12.2023