Jedoch nicht die VOA - BBC kann nach Burundi zurückkehren

2018 war die Zulassung der BBC im ostafrikanischen Burundi suspendiert und 2019 ganz widerrufen worden. Nun kann die BBC ihre Tätigkeit in Burundi wieder aufnehmen. Der Voice of America, die ebenfalls des Landes verwiesen wurde, bleibt das hingegen verwehrt.
Die VOA berichtet über eine offizielle Äußerung: Die BBC habe die von der Regierung gestellten Bedingungen für eine erneute Zulassung erfüllt. Bei der VOA sei das weiterhin nicht der Fall.
Von der BBC selbst gibt es keine Mitteilungen zu diesem Thema. Schon 2021 wollte sie sich dazu nicht konkret äußern.
Stand vom 09.04.2022
Die Zuspitzung in Burundi begann 2015 mit einem Putschversuch, bei dem sich ein besonderer Schachzug der Voice of America auszahlte: Sie betreibt einen UKW-Sender in der US-Botschaft in Bujumbura, wo er für die Trupps, die zur Abschaltung aller unabhängigen Rundfunkstationen ausgesandt wurden, unerreichbar blieb.
Bei Radio Publique Africaine, einem der unabhängigen Sender, blieb es hingegen nicht bei der Zwangsabschaltung. Dessen Gebäude wurde in Brand gesteckt, die Mitarbeiter flohen ins Ausland.
Von dort aus verbreiteten sie von 2016 bis 2017 mit niederländischer Unterstützung Sendungen auf Kurzwelle. Ein Erscheinen auf den „Münchner Medientagen“ erwies sich als brauchbare Methode dafür, Interesse auch außerhalb der engsten Nische zu finden.

Die BBC und die VOA wiederum wurden 2018 zum Ziel einer „Suspendierung“ ihrer Sendelizenzen. Das kam nicht überraschend, nachdem 2017 bereits die Lizenzen von Radio Publique Africaine und drei weiteren Stationen eingezogen wurden.
Schon damals fiel die zurückhaltende Behandlung des Themas durch die BBC auf. Sie ging nur in Kirundi, der burundischen Bantusprache, überhaupt darauf ein. Die VOA meldete sich hingegen auch auf Englisch mit einer Pressemitteilung und einem redaktionellen Beitrag.

2019 wurde aus der ursprünglich für sechs Monate ausgesprochenen „Suspendierung“ der BBC ein dauerhafter Platzverweis. Als Auslöser gilt der investigative Beitrag Inside the secret killing house, der auch in einer Langfassung erschien.
Gegenüber der VOA blieb es bei der Sprachregelung „Suspendierung“, nun jedoch mit unbefristeter Gültigkeit. Als Grund angeführt wurde hier die angebliche Verwicklung eines Journalisten in den Putschversuch von 2015.
Dazu formulierte der burundische Medienrat eine Warnung: Es sei allen Journalisten strikt verboten, direkt oder indirekt mit BBC oder VOA zusammenzuarbeiten oder ihnen Informationen zu liefern. Das gilt ausdrücklich auch für Ausländer, was nur als Androhung einer Ausweisung verstanden werden kann.
Drei Monate nach dem Aussprechen des Betätigungsverbots kam es, von der BBC wiederum nur unscheinbar gemeldet, zur völligen Schließung ihres Büros in Bujumbura: „Bemühungen, die Probleme mit den Behörden zu lösen“, seien gescheitert.
Aufsehen erregte parallel dazu eine Personalie beim staatlichen Rundfunk RTNB: Als Generaldirektor eingesetzt wurde Eric Nshimirimana, zuvor Anführer der Imbonerakure, einem offiziell als Jugendorganisation der Staatspartei CNDD-FDD geführten Paramilitär.

Um Burundi zu erreichen, nutzt die VOA nach wie vor in großem Umfang die Kurzwelle und damit genau jenen Verbreitungsweg, von dem sie und Radio Free Europe / Radio Liberty in Europa selbst jetzt nichts mehr wissen wollen.
Dabei sind die Sendungen sowohl für Burundi als auch für das benachbarte Ruanda bestimmt. Dort wird mit Kinyarwanda eine zwar nach offizieller Lesart gesonderte, praktisch jedoch mit Kirundi identische Sprache gesprochen.
Derzeit sehen die Sendezeiten (in MESZ), Senderstandorte (in Klammern) und Frequenzen so aus:
Täglich 05.30-06.00 Uhr:
6155 und 7225 kHz (São Tomé), 7460 kHz (Botswana)
Mo-Fr 06.30-07.30 Uhr:
7225 kHz (São Tomé), 7460 kHz (Botswana),
11995 kHz (bis 7.00 Kuwait, dann Botswana)
Sa-So 16.00-17.00 Uhr:
15460, 17530, 17580 kHz (São Tomé)
Täglich 18.00-18.30 Uhr:
13630, 15460, 17530 kHz (São Tomé)
Mo-Fr 20.30-21.00 Uhr:
11870 kHz (Abu Dhabi), 17530 kHz (Ascension)
Mo-Fr 21.30-22.00 Uhr:
6040, 9470 kHz (São Tomé), 11870 kHz (Botswana)

Mittlerweile auf einen kleinen Rest geschrumpft ist das Sendevolumen hingegen bei der BBC, obwohl die Kurzwellenprogramme dort weiterhin die verbliebene Rückfallebene für Ruanda sind.
Auslöser des Verweises der BBC aus Ruanda waren vor allem Beiträge über den Völkermord von 1994. 2014 eskalierte die Kontroverse nach dem Erscheinen einer ausführlichen Dokumentation: Rwanda’s Untold Story.
Sa 07.00-08.00 Uhr, So 07.29-08.00 Uhr:
15490 kHz (Abu Dhabi), 17815 kHz (Armenien)
Mo-Fr 18.30-19.00 Uhr:
13860 kHz (Abu Dhabi), 17745 kHz (Madagaskar)
Autor: Kai Ludwig