Argentinien - Ein neuer Kurzwellensender für die Antarktis

Esperanza, Antarktis
Esperanza auf der Antarktischen Halbinsel | © Murray Foubister, CC-BY-SA

Zu den Aktivitäten, mit denen Argentinien seine – nicht nur mit Großbritannien, sondern auch mit Chile konkurrierenden – territorialen Ansprüche in der Antarktis unterstreicht, gehört der Betrieb einer Rundfunkstation. Dafür soll 2024 ein neuer Sender mit 10 kW Leistung zur Verfügung stehen.

Es handelt sich um die mit großem Hurra aufgenommene Spende eines Unternehmers, dessen Firma Rundfunktechnik liefert. Der Sender soll ausdrücklich aus eigener Fertigung stammen. Somit dürfte ein Mittelwellengerät für die Kurzwelle 15476 kHz adaptiert werden.

Antarktische Halbinsel mit Esperanza
© Sammlung University of Texas

Betrieben wird die Frequenz aus Esperanza, an der Spitze der Antarktischen Halbinsel. Die internationale Lesart sieht hier eine ständig bemannte Forschungsstation, die von der Militärjunta eingeführte argentinische Auffassung hingegen ein Dorf des eigenen Landes.

Radio Nacional Arcángel San Gabriel
Das Sendestudio in Esperanza | © Radio Nacional

1978 ließ man dazu sieben Familien offiziell Wohnsitz nehmen und eine Schule gründen. Im Folgejahr richtete das staatliche Radio Nacional einen Regionalsender mit der Kennung LRA 36 und dem elaborierten Namen „Radio Nacional Arcángel San Gabriel“ ein. Dessen Bespielung gehört zu den Aufgaben der in Esperanza tätigen Besatzungen.

Radio Nacional Arcángel San Gabriel
Der Kurzwellensender 15476 kHz | © PR Radio Nacional Argentina

Dem Zweck der Übung entsprechend sollen die Sendungen nicht nur vor Ort, sondern auch international zu hören sein. Dafür gab es ursprünglich zwei Kurzwellenfrequenzen, von denen 6030 kHz bald wieder verschwand. Später wurde die Station mit einem solchen Gerät auf 10 kW verstärkt.

Radio Nacional Arcángel San Gabriel
2011: Der Senderraum nach dem Bruch eines Fensters | © PR Radio Nacional Argentina

Einen Rückschlag brachte 2011 ein Sturm, der das Fenster des Senderraums eindrückte und die Geräte mit Schnee bedeckt hinterließ. Es gelang jedoch, sie wieder in Betrieb zu nehmen.

Inzwischen liefert die Anlage nur noch einen Bruchteil der Nennleistung. Für entsprechenden Enthusiasmus unter Kurzwellenfans sorgte die Ankündigung des Ersatzes.

Die Sendezeit der Frequenz 15476 kHz ist bescheiden gehalten. Genannt werden, bezogen auf MESZ, derzeit 15.00 bis 20.00 Uhr am Montag und Freitag sowie 20.00 bis 1.00 Uhr am Sonnabend.

Wenn ein Programm ausgespielt wird, was auch außerhalb dieser Zeiten geschieht, kann es heute jederzeit in Europa gehört werden: Über die Onlineplattform von Radio Nacional für die südlichste Provinz von Argentinien. Deren Name: „Feuerland, Antarktis und südatlantische Inseln“.

Río Grande, Heroes de Malvinas
Monument für die Helden der Malwinen in Río Grande (Feuerland) | © Sangianense, CC-BY-SA

Ebenfalls für sich spricht der Name des Senders in der Provinzhauptstadt: „LRA 10 Ushuaia e Islas Malvinas“. Das trifft die Sache nur deshalb nicht ganz, weil die dortige Mittelwellenanlage die, wie die Falklandinseln vor allem in Argentinien genannt werden, Malwinen kaum erreichen kann.

Anders ist das beim Mittelwellensender der schlicht „LRA 24 Río Grande“ genannten Station an der Atlantikküste von Feuerland. 2021 wurde er deshalb auf 100 kW verstärkt.

Für die Falklandinseln bestimmte Sendungen in englischer Sprache sind hier 2013 gestartet. Sie stammen von der Redaktion des Auslandsdienstes in Buenos Aires.

Auch dort beschränkt sich der AM-Rundfunk heute auf die Mittelwelle. 2017 war der Punkt erreicht, an dem sich die Kurzwellenanlage in den nördlichen Vororten nach sieben Jahrzehnten nicht länger in Betrieb halten ließ. Zurück blieb ein Naturrefugium.

Davon unberührt blieb die Programmarbeit von Radiodifusión Argentina al Exterior, auch auf Deutsch. Diese Sendungen starteten bereits 1949. Mit dem Sturz von Juan Perón verschwanden sie 1955 noch einmal, wurden nach drei Jahren aber wieder aufgenommen.

Nach der Machtergreifung des Militärs im Jahre 1976 liefen die deutschsprachigen Sendungen weiter. Der aus Westdeutschland stammende Carl Dieter Gredé setzte sich einem hohen Risiko aus, indem er in seinen Moderationen immer wieder kritische Andeutungen machte.

Als die Gefahr konkret wurde, holten Helfer unter anderem im ORF den Redakteur aus Argentinien heraus und vermittelten ihm eine journalistische Tätigkeit in der Heimat. Danach brach Gredé alle Kontakte zur Rundfunkszene ab. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.


Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 24.09.2023