Sudan, Äthiopien, Eritrea - Afrika auf 41 Meter

Sudan, Äthiopien und Eritrea
© University of Texas

Der Kurzwellenrundfunk ist seit Jahren auch in Afrika auf dem Rückzug. Dennoch konnten zumindest noch bis in dieses Jahr hinein Sender aus drei direkt aneinander grenzenden afrikanischen Ländern innerhalb eines ehemals zum 41-Meterband gehörenden, weniger als 100 kHz weiten Bereichs angetroffen werden.

Von oben betrachtet beginnt es, und das gerade noch so auf einer nach wie vor offiziell dem Rundfunk zugewiesenen Frequenz, auf 7205 kHz mit Sudan Radio.

Diese nur noch unregelmäßig betriebene Frequenz ist die letzte, auf welcher der Kurzwellensender Omdurman jetzt noch aktiv ist. Ausstrahlungen im 31-Meterband finden nicht mehr statt.

Ebenfalls auf 7205 kHz – und zwar nur hier – übertragen werden somit auch die Fremdsprachensendungen für das Ausland, falls es sie überhaupt noch gibt. Vorgesehen sind von 17.30 bis 20.30 Uhr MEZ laufende Programmblöcke in Französisch, Englisch, Suaheli und Haussa.

Nicht mehr viel zu hören ist vom Sudan auf Mittelwelle. Das einstige Prunkstück des sudanesischen Mittelwellennetzes, der von tschechischen Auftragnehmern errichtete, sehr dem Sender Liblice ähnelnde, jedoch nie komplettierte Sender Sennar/Reiba (1296 kHz) scheint schon seit Jahren nicht mehr aktiv zu sein.

The President: The preservation of security and stability is a priority
Ein Stück Geschichte: Sudan Radio unmittelbar vor dem Sturz von Omar al-Baschir, der von 1989 bis 2019 als Staatspräsident des Sudan amtierte | © sudanradio.gov.sd

Am anderen Ende des genannten Spektrums liegt mit 7110 kHz eine der althergebrachten Kurzwellenfrequenzen von Äthiopien. Nach einer Unterbrechung von einem Jahrzehnt wird hier seit 2021 wieder das Hauptprogramm von Radio Äthiopien ausgestrahlt.

Zwar sind die einstigen Sonderprogramme für Eritrea mit der Beendigung des Kriegszustands zwischen beiden Ländern 2018 entfallen. 2019 stellte Radio Äthiopien auch seinen regulären Auslandsdienst ein.

Trotzdem ist die Sendestation bei Addis Abeba weiterhin gut ausgelastet, denn sie betreibt nach wie vor drei Frequenzen im 49-Meterband: 6030 kHz für Radio Oromia aus Adama, 6090 kHz für Radio Amhara aus Bahir Dar und 6110 kHz für Radio Fana.

Letzterer ist ein alter Kampf- und Propagandasender aus Addis Abeba. Er war 2006 in einen regulären Programmveranstalter umgewandelt worden.

Zurückzustecken hat der Rundfunkbetrieb, wenn es nach alter Sitte darum geht, „Feindsender“ zu stören, also unliebsame, aus dem Ausland einstrahlende Sendungen. Üblicherweise ist es die Übertragung auf 7110 kHz, deren Betrieb bei Bedarf zuerst unterbrochen wird.

Beispiel einer Ausschaltung der Frequenz 7110 kHz, die den Sender zum Einsatz als Störsender freisetzt:

Die angebrochene dunkle Jahreszeit dürfte Klärung bringen, ob es auch die dritte Frequenz, an die hier zu denken ist, noch gibt: 7140 kHz aus Eritrea. Die bislang letzten Bestätigungen durch Empfangsbeobachtung gab es im Mai.

Im Einsatz ist oder war hier eine Sendestation, die erst Mitte der 90er Jahre, nach der Sezession Eritreas von Äthiopien, von der damaligen Firma Thomcast gebaut wurde. Der zweite dort vorhandene Kurzwellensender war zuletzt 2021 auf 7180 kHz aktiv.

Eritrea ist nicht nur (was in Deutschland niemanden stört) ein totalitäres Regime, es hält seine Propaganda auch noch für ein vermarktungsfähiges Produkt. Die Internetpräsenzen sind in extremem Ausmaß mit Werbung durchsetzt, und den Hörfunk soll es online gleich nur gegen Bares geben:

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© r1MM

Weitet man den Blick nun auch noch auf die Länder aus, die an das genannte Gebiet angrenzen, dann findet man einen regulären Kurzwellenrundfunk mittlerweile nur noch in Ägypten – in der von dort seit Jahrzehnten bekannten, durch extreme technische Mängel unbrauchbaren Form.

In Libyen sind die Kurzwellen-Sendeanlagen, die erst 2005 umfassend erneuert wurden, inzwischen spurlos aus der Landschaft verschwunden. Die letzten Ausstrahlungen hatte es hier 2012 gegeben. Die damalige Beschreibung des Empfangsexperten Wolfgang Büschel:

„Der Programminhalt ist weit entfernt von der Aufbruchstimmung vom letzten Jahr, damals in französischer Sprache. Jetzt gibt es nur sehr ernste fundamentalistische Arabischprogramme zu hören. Die Zeit wurde wieder zurückgedreht, nur ohne den Operettenkönig. Jetzt um 18.35 Uhr ist der Koran-Prediger zugange ...“

Nach 2017 verschwanden auch die letzten Signale auf Mittelwelle. Den einst bis nach Mitteleuropa fast unüberhörbar gewesenen Großsender von Tripolis sucht man inzwischen ebenfalls vergeblich.

Funkhaus Tripolis
In der Aufbruchstimmung von 2011 entstand dieses Foto eines Studios im Funkhaus Tripolis | © Radio Libya

Im Tschad wurde der Sendebetrieb auf Kurzwelle (und mehr oder weniger zeitgleich auch auf Mittelwelle) 2016 eingestellt.

In der Zentralafrikanischen Republik ist die AM-Sendestation bei Bangui in der katastrophalen Lage des Jahres 2013 untergegangen. Bis heute aktiv sein soll ein Kurzwellensender hingegen 80 Kilometer außerhalb der Hauptstadt, an der Fernstraße in den Nordwesten des Landes.

Betreiber ist das Missionswerk Water for Good, das seine Rundfunkstation 2007 mit Unterstützung des damaligen Radio HCJB aufgebaut hat. Im Einsatz ist jedoch nur ein Kleinsender mit 1 kW, dessen Betrieb auf 6030 kHz sich auf die hellen Tagesstunden beschränkt. Ein Empfang in Europa ist unter diesen Umständen unmöglich.

Sendeantennen von Water for Good
Die Sendeantennen | © Water for Good

Im heute als Demokratische Republik Kongo bezeichneten früheren Zaire, also dem einstigen Belgisch Kongo, waren – wiederum mit einem von Radio HCJB beigestellten Sender – US-amerikanische Missionare noch 2021 auf Kurzwelle aktiv.

Dieses Radio Kahuzi in Bukavu, an der Grenze zu Ruanda, ist wegen Problemen im Bereich Finanzierung und Technik jedoch nicht mehr auf Sendung. Kurzfristig ist damit auch nicht mehr zu rechnen. Die anderen Kurzwellenprojekte im Kongo waren bereits bis 2017 aus dem Äther verschwunden.

Schon wesentlich früher geschah das mit den Sendern des staatlichen Rundfunks. Bemerkenswert ist hier die Ausstrahlung aus Kinshasa: Auch sie war ein reiner Inlandsdienst, lief aber trotzdem im 19-Meterband, was die Größe des sich über 1500 Kilometer erstreckenden Landes veranschaulicht.

Radio Kahuzi
Der bis 2021 in Bukavu auf 6210 kHz betriebene Sender | © Radio Kahuzi

In Uganda fand der AM-Rundfunk bereits eingangs des vergangenen Jahrzehnts sein Ende.

Noch früher, in den Jahren um oder bis 2005, endete der Sendebetrieb auf Kurzwelle in Kenia. Nach wie vor aktiv ist hier hingegen ein Mittelwellennetz, von dem die Ausstrahlung auf 1233 kHz mitunter bis nach Europa zu hören ist.

In Somalia könnte noch ein leistungsschwacher Kommunikationssender auf Kurzwelle aktiv sein, so wie es nach dem Zusammenbruch des somalischen Staates weithin üblich war. Das betrifft eine der Rundfunkstationen, deren Betrieb schon mehrfach unterbunden wurde, weil sie sich eine ungeschminkte Berichterstattung über die Lage im Land leisten.

Warsan Radio aus Baidoa begann 2016 mit dem Einsatz eines kleinen Seefunkgerätes. Bekannte Frequenzen waren in den letzten Jahren 7750 oder 7120 kHz.

2013 hatte die alte Kolonialmacht Italien einen leistungsfähigeren Sender nach Garoowe geliefert. Dessen Betrieb kam jedoch schon 2017 wieder zum Erliegen.

In Hargeisa, der Hauptstadt des einstigen Britisch Somaliland, war die 1988 gezielt zerstörte Sendeanlage ab 2012 noch einmal aktiv, hier mit einem aus China gelieferten professionellen Rundfunksender (100 kW). Doch auch mit diesem Kurzwellenbetrieb ist es seit 2018 wieder vorbei.

Funkhaus Tripolis
Noch ein Bild aus hoffnungsvolleren Tagen in Tripolis | © Radio Libya

 

Autor: Kai Ludwig; Stand vom 06.11.2022