Acht Jahre nach der Abschaltung - Mittelwellenmast Wilsdruff abgerissen

Sender Wilsdruff
Blick von der Autobahn auf die Sendestation Wilsdruff | © Kai Ludwig

Eine bekannte Landmarke an der Autobahn von Dresden nach Chemnitz und Leipzig ist verschwunden: Der 153 Meter hohe Hauptmast des Mittelwellensenders Wilsdruff wurde am 1. August 2021 um 10.20 Uhr gesprengt. Alle anderen Teile der Antennenanlage sind schon vor Jahren ohne Genehmigung eliminiert worden.

Momentan erscheint hier aktuelles Material zum Thema ganz oben. Als dauerhafte Verlinkung zu weiteren Verweisen siehe ab dieser Marke.

Im Vorfeld waren mit Unterstützung der Stadt Wilsdruff die noch im Antennenhaus verbliebenen Ausrüstungen als Andenken geborgen worden. Dazu siehe auf dieser Seite den Eintrag Nr. 19.

Dort thematisiert wird auch der nach 1990 auf der Sendestation errichtete Betonturm, der jetzt eigentlich zum Ausbau der Mobilfunkversorgung entlang der Autobahn genutzt werden sollte. Das wurde nicht mehr gestattet, was nun dazu zwingt, auch diesen Turm abzubrechen und parallel Ersatz aufzubauen.

Mit dem pauschalen Verkauf des Objekts ist auch das eigentliche Stationsgebäude, eingeschlossen die dort installierte Sendetechnik aus den 50er Jahren, schon seit geraumer Zeit für eine museale Erhaltung verloren. Seit etwa 2001 war nur noch das Antennenhaus, in dem neue Sender aufgebaut wurden, dem Rundfunk verbunden.

Stand vom 01.08.2021



Der Sendebetrieb ruht in Wilsdruff, seit der Mitteldeutsche Rundfunk seine Ausstrahlungen auf Mittelwelle am 6. Mai 2013 (bezogen auf die tatsächliche Abschaltung der Sender) eingestellt hat. Die bis dahin ebenfalls noch genutzten Antennen in Reichenbach bei Görlitz und in Wiederau bei Pegau wurden wenige Monate später abgerissen.

Wilsdruff, 1044 kHz
Ein Foto aus dem Vorfrühling 2013 | © Kai Ludwig

Die Sendestation Wilsdruff ist als Gesamtensemble ein Denkmal, was den kurzfristigen Abbruch des charakteristischen Hauptmastes verhinderte. Alle anderen Antennen und Außenanlagen, die ebenfalls dem Denkmalschutz unterlagen, sind hingegen schon um 2005 „verschwunden“.

Sender Wilsdruff
Antennenpark 2002 noch vollständig mit Hauptmast „J“, Dreieckflächenantenne „K“ und 20-kW-Antenne „SO“ | © Kai Ludwig

Nach mancher Meinung etwas zu stark auf die Jahre 1968/1969 reduziert wird landläufig die Geschichte des Senders Wilsdruff.

Gemeint sind die Vltava-Sendungen auf 1430 kHz, seinerzeit eine bekannte, sonst aus Berlin-Köpenick betriebene Frequenz von Radio Berlin International. Auch sonst scheint keine besondere Mühe darauf verwendet worden zu sein, die DDR als Herkunft dieser Sendungen zu verschleiern.

Ein Jahrzehnt später gab es noch einen weiteren Geheimsender, der keiner war: In polnischer Sprache, produziert in einer abgeschirmten Baracke auf dem Berliner Funkhausgelände unter besonderen Verschwiegenheitsverpflichtungen – nur, um dann ganz offen als Sendung von Stimme der DDR über den Langwellensender Zehlendorf zu laufen.

Auch diesbezüglich gab man sich bei den Sendungen in die Tschechoslowakei keine besondere Mühe: Sie kamen gleich aus dem regulären Studiotrakt im Block A, konkret aus dem Sendekomplex K4.

Sender Wilsdruff
Fensterfront des Sendersaales in Wilsdruff, davor das Antennenhaus der bereits abgerissenen Flächenantenne | © Kai Ludwig

Auf ganz andere Weise rückte der Sender Wilsdruff ab dem 1. Juli 1992 in den Fokus: Mit der Aufschaltung von Jugendradio DT64, das zugleich sowohl die noch verbliebenen UKW-Frequenzen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen als auch die großflächige Übernahme durch den damaligen Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg verloren hatte.


Am letzten Tag dieser Ausstrahlung ergab sich dann auch die Gelegenheit für einen ausführlichen Einblick in die original aus dem Jahre 1953 stammende Sendetechnik:

Zu den Motiven aus dem für die Sendung genutzten früheren Tonwagen des Deutschen Fernsehfunks ist auch zu hören, wie „hier alles anfing“. Sprecher dieses Trailers ist Wolfram Heß, der ein Original aus seiner eigenen Sendung adaptierte.

 

Autor: Kai Ludwig