Nach drastischen Kürzungen - Mehr Sendezeit auf der Madagascar World Voice

Erst 2016 hatte World Christian Broadcasting, eine Missionsgesellschaft aus dem US-Bundesstaat Tennessee, in Madagaskar eine neue Kurzwellenstation in Betrieb genommen. Geldmangel zwang 2019 dazu, deren Betrieb drastisch auf nur noch sechs Stunden pro Tag zu beschränken. Nun gab es wieder eine kleine Erweiterung.
International bekannt ist World Christian Broadcasting seit 1983 durch die Sendestation KNLS in Alaska. Sie eignet sich jedoch nur zur Versorgung von Ostasien. Versuche, mit den nördlichen Ausläufern der Richtstrahlung auch Europa zu erreichen, lieferten keine brauchbaren Ergebnisse und wurden 1988 aufgegeben.
Für Abhilfe sorgte die Erschließung des zweiten Standorts Madagaskar. Nach langen Verzögerungen konnten hier bei Mahajanga, im Nordwesten des Landes, drei jeweils 100 kW starke Sender sowie Antennen zur Versorgung des Bereichs von Südamerika über Afrika, Europa und Nahost bis nach China aufgebaut und 2016 in Betrieb genommen werden.
Nachdem die beiden Sendeblöcke am Morgen und Abend nun wieder um jeweils eine Stunde verlängert sind, ergibt sich jetzt folgender Ablauf:
04.00-05.00 Uhr: 11880 kHz; Englisch (Asien)
04.00-06.00 Uhr: 6180 kHz; Spanisch
05.00-06.00 Uhr: 13760 kHz; Englisch (Asien)
06.00-07.00 Uhr: 11825 kHz Englisch (Afrika)
06.00-07.00 Uhr: 17530 kHz; Chinesisch
20.00-21.00 Uhr: 9880 kHz; Russisch
20.00-22.00 Uhr: 13670 kHz; Engl. (Afr.), Arab.
21.00-22.00 Uhr: 9845 kHz; Russisch
22.00-23.00 Uhr: 11965 kHz; Englisch (Afrika)
22.00-23.00 Uhr: 13710 kHz; Arabisch
23.00-24.00 Uhr: 11610 kHz; Chinesisch
23.00-01.00 Uhr: 9765 kHz; Portugiesisch
00.00-01.00 Uhr: 11610 kHz; Arabisch
Den Namen „Madagascar World Voice“ wird man dabei in aller Regel nicht hören. Stattdessen erscheinen unter dem Namen des Muttersenders KNLS die Sendungen auf Russisch sowie die Ausstrahlungen auf Englisch, soweit sie für Asien bestimmt sind.
Die weiteren, teilweise von externen Partnern produzierten Programme verwenden noch andere Titel: African Pathways für Englisch in Afrika, Radio Feda für Arabisch, La Voz Alegre für Spanisch und Palavra Alegre für Portugiesisch.
Stand vom 29.04.2022
Nichts mit der Madagascar World Voice zu tun hat die Sendestation Talata Volonondry bei Antananarivo. Sie war 1971 für Radio Nederland Wereldomroep in Betrieb gegangen und ist im Gegensatz zu ihrem Schwesterstandort Bonaire bis heute aktiv, da es für Kurzwellen-Sendezeit in Afrika nach wie vor einen Markt gibt.
Dabei wird abends für drei Stunden mit englischem Programm der BBC auch die Frequenz 7265 kHz belegt. Das könnte Erinnerungen wecken: Auf diesem Kanal lief bis 2004 über den – 2012 dann auch auf Mittelwelle abgeschalteten und 2013 abgerissenen – „Bodenseesender“ in Meßkirch-Rohrdorf das Programm von SWR 3 (bis 1998: SWF 3).
Der 50 kW starke Kurzwellensender aus Rohrdorf wurde nach seiner Abschaltung nicht verschrottet, sondern dem staatlichen Radio Madagasikara überlassen. Ob er dort noch einmal in Betrieb ging und womöglich bis heute im Einsatz ist, bleibt eine offene Frage: Radio Madagasikara hat über die Jahre einen ganzen Zoo an Kurzwellengeräten angehäuft.
Jedenfalls gibt es bei Radio Madagasikara bis heute einen unregelmäßigen, in Europa nur schwer zu empfangenden Kurzwellenbetrieb mit einem oder zwei Sendern; bezogen auf MESZ von 5.00 bis 7.00 und von 17.00 bis 21.00 Uhr auf 5010 kHz sowie von 7.00 bis 17.00 Uhr auf 6135 kHz.

Der nach Madagaskar „ausgewanderte“ Sender hat eine bewegte Geschichte. Es stand zunächst ab 1972 in Bremen, wo er auf 6190 kHz arbeitete.
Finanziert wurde die Beschaffung dieser Anlage vom Sender Freies Berlin, der für die DDR auch auf Kurzwelle senden wollte, und zwar vorteilhafterweise nicht aus Berlin heraus, sondern von einem möglichst weit entfernten Standort.
Somit lief auf 6190 kHz größtenteils das Programm von SFB 2. Unterbrochen wurde es lediglich für drei Stunden am Vormittag bzw. Mittag durch ein Programmfenster von Radio Bremen.
Zum Ende des Jahres 1993 beendete der SFB die Ausstrahlung auf Kurzwelle. Zunächst nutzte Radio Bremen den Sender noch mit Eigenprogramm. Als erster Schritt zur völligen Schließung der Sendestation im Leher Feld wurde er schließlich 1996 abgeschaltet.

Den Kurzwellensender aus Bremen übernahm anschließend der Südwestfunk. Er wurde in Rohrdorf wieder aufgebaut und bis 2004 mit auf 20 kW reduzierter Leistung auf 7265 kHz betrieben.
Nicht mit dem 1996 beendeten Betrieb aus Bremen zu verwechseln ist die Übertragung des Deutschlandfunks, die von 1999 bis 2012 auf 6190 kHz lief. Sie kam von der inzwischen nicht mehr existierenden RIAS-Station in Berlin-Britz. Genutzt wurde dort ein 1951 aufgebauter Sender, der zuvor schon seit 1983 nur noch als „eiserne Reserve“ erhalten wurde.




Autor: Kai Ludwig