Hörbar Rust (Whg. vom 4. September 2011) - Lang lebe Lord Knud!

"Goooood Mooorninnng Berliiiinn!" Erinnerung an eine Berliner Radio-Legende

Knud Kuntze alias Lord Knud im Berliner Restaurant Diener
Knud Kuntze alias Lord Knud im Berliner Restaurant Diener | © picture-alliance / SCHROEWIG/Bernd Oertwig

"Mit zwei Beinen hätte ich mich schon längst verlaufen"

Knud Friedrich Martin Kuntze kommt in Lissa (Wartheland) im heute polnischen Leszno zur Welt und wächst nach dem Krieg in Berlin auf. Er arbeitet im väterlichen Schuhgeschäft, kauft sich einen Bass und steigt mit 18 Jahren 1962 bei der Band "The Lords" ein, die 1964 den Wettbewerb im Hamburger Star-Club als "Deutsche Beatband Nr. 1" gewinnt. Über Nacht werden die Lords berühmt und stürmen mit "Shakin' all over" und "Poor Boy" die Charts. Doch das geschah bereits ohne Lord Knud. Denn noch im selben Jahr verunglückt der Tourbus, Knud verliert ein Bein, der Traum von der Bandkarriere platzt.

Ein Jahr später wird er einer der ersten Diskjockeys in Berlin. Er absolviert ein Volontariat beim RIAS Berlin, nimmt Sprechunterricht und moderiert fast zwei Jahrzehnte die legendären Sendungen "Evergreens à gogo" und "Schlager der Woche". Knud wird in Ost und West zur Institution, mit 70 Prozent Einschaltquote lassen sich jeden Samstag Hunderttausende Berliner von der Radiostimme mit "Goooood Mooorninnng Berliiiinn!" wecken.

In der DDR avanciert er sogar zum Feinbild beim Kampf um den Einfluss der Jugend. Er ist jahrelang Teil des Jet-Sets, sein teils respektloser Stil begeistert, polarisiert und kostet ihn 1986 beim RIAS wegen eines derben Witzes den Job. Mit Udo Jürgens zog er durch die Bars der High Society, feierte wilde Nächte und rockte Parties für die Stones.

"Eigentlich hat mir der Rock'n Roll das ganze Leben versaut". Musik erspart mit den Psychiater". Lord Knud war Teil der Rock'n Roll-Welle in Deutschland, revolutionierte die deutsche Radiolandschaft, war Pressesprecher bei Hertha-BSC und lebte wild & feierte legendäre Parties. Berlin liebte ihn und er liebte die Stadt. Und das Kiffen - Aufstiege und Abstürze prägten sein Leben. Zum Schluss legte er hin und wieder noch als DJ auf, lebte sonst aber zurückgezogen in seiner Villa im Grunewald. Im Wohnzimmer das Klavier, auf dem Udo Jürgens "Aber bitte mit Sahne" komponierte - die Wände tapeziert mit Zeitungsartikeln mit Erfolgsgeschichten von früher - inmitten seines Kleines Radiostudios - wo er bis zum Schluss noch Radio machte - für sich selbst. Lord Knud wurde 76 Jahre alt.

Wie der Tagesspiegel Checkpoint berichtet, ist Lord Knud verstorben. Das erfuhr der Checkpoint aus seinem Umfeld.