Grippe, Corona und Co. - Rekordhoch beim Krankenstand - über Ursachen und Lösungen
DER SPIEGEL schreibt angesichts des hohen Krankenstands von der "Kränkelnden Republik", Unternehmen schicken Detektive ans Krankenbett von Beschäftigten. Ökonomen warnen vor den Kosten des hohen Krankenstands. Sind die Deutschen wirklich häufiger krank? Der hohe Krankenstand in Deutschland ist ein komplexes Thema mit vielfältigen Ursachen, erklärte Prof. Volker Nürnberg auf radioeins. Es bedarf grundlegender Veränderungen in der Arbeitskultur und im Gesundheitsmanagement, um die Situation zu verbessern und die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern.
Der Krankenstand in Deutschland hat ein Rekordhoch erreicht. Während der Pandemie war der Krankenstand sogar zurückgegangen, doch nun sind die Zahlen wieder gestiegen. Es gibt jedoch keine einheitliche öffentliche Statistik, da Krankenkassen und Unternehmen unterschiedliche Berechnungen anstellen.
Der Chef der Allianz-Versicherung sorgt mit einem Vorschlag für Aufsehen: Er hat sich dafür ausgesprochen, am ersten Krankheitstag kein Krankengeld zu zahlen. Die Reaktionen sind vielfältig. Viele andere Länder haben ähnliche Regelungen, doch dieser Vorschlag wird in Deutschland kritisch gesehen. Es wird befürchtet, dass dies sozial unausgewogen wäre und zu Präsentismus führen könnte, bei dem Mitarbeiter krank zur Arbeit kommen und andere anstecken.
Untersuchungen zeigen, dass der Anteil der sogenannten Blaumacher sehr gering ist. Die Gründe für den hohen Krankenstand sind vielfältig und liegen sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Grippewellen und private Unfälle sind Faktoren, die nicht beeinflusst werden können. Ein wichtiger Faktor ist auch der Personalmangel in vielen Branchen, der zu einer höheren Arbeitsbelastung und somit zu mehr Krankheitsfällen führt. Besonders in Branchen wie der Pflege und der Gastronomie ist der Personalmangel deutlich spürbar. Die Arbeitsverdichtung führt zu Überstunden und Sonderschichten, was die Mitarbeiter zusätzlich belastet und krank macht. Die drei häufigsten Krankheitsarten sind Muskel- und Skeletterkrankungen, psychische Erkrankungen und Atemwegserkrankungen.
Um den Krankenstand zu senken, sind grundsätzliche Veränderungen notwendig, meint Volker Nürnberg, Professor für Gesundheitsmanagement an der Hochschule Allensbach, auf radioeins. Eine internationale Studie zeigt, dass die Deutschen nicht sehr motiviert bei der Arbeit sind. Es geht um die Kultur der Unternehmen und insbesondere um die Führungskultur. Wertschätzung und betriebliches Gesundheitsmanagement in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Stress und Sucht sind entscheidend.