Album der Woche - Ready The Astronaut von William Fitzsimmons

Ready The Astronaut von William Fitzsimmons © Grönland
Ready The Astronaut von William Fitzsimmons | © Grönland

Für einen Singer-Songwriter, der normalerweise mit Gitarre auf der Bühne steht, klingt sein neues Album "Ready The Astronaut" erstaunlich spacig. Passend zum Titel gibt es ein paar erhebende und schwerelose Synthesizer-Momente und nicht nur Songs, die einen ins All entführen, sondern zudem auch den Mythos um Ikarus und dessen Vater Daedalus aufgreifen.

Die Geschichte von Ikarus ist eine des Übermuts, der Hybris, des Verrats und des Selbstbetrugs. William Fitzsimmons schlüpft in diese Rolle: Ikarus ist jetzt Astronaut. Er hat immer noch Flügel aus Wachs, aber er trägt einen Raumanzug. Er konfrontiert sich mit seinen Fehlern und Gefühlen der Vergangenheit, um über ihre Grenzen hinwegzufliegen.

Die neuen Songs sind voller Selbsterkenntnisse, haben aber auch Momente des Trotzes, der Wut und vor allem auch Momente der Akzeptanz. Das ist neu. Doch um abzuheben und zu fliegen, muss man eben loslassen.



Es gibt auch Trauer und (Welt-)Schmerz. Der Amerikaner, der mit dem Song "I don't Feel It Anymore" seinen Durchbruch hatte, verstand es immer schon, mit seinen Songs tief empfundenen Schmerz zu transportieren. Die Leute denken oft, Glück sei eine wertvollere Emotion als Traurigkeit, meint Fitzsimmons. Doch niemand lernt etwas in glücklichen Zeiten. Wenn man aber Schmerz erfährt, dann hat man tatsächlich die Chance zu wachsen. "Also sehe ich meinen Job darin", sagt der studierte Psychotherapeut, "derjenige zu sein, der bereit ist, in diesen wirklich, wirklich beängstigenden, hässlichen Teil des Herzens und des Verstandes zu gehen, zu sehen, was da drin ist und es herauszuziehen".

Einmal an der Oberfläche, in einem seiner Songs verpackt, kann es Menschen helfen, Dinge zu fühlen, die sie nicht fühlen können oder zunächst nicht wollen. Seine Musik kann also sehr befreiend wirken. "Lasst uns zusammen eine wirklich traurige Musik hören und am Ende glücklich sein", so seine Aufforderung. Und wer könnte da widerstehen.

(Claudia Gerth, radioeins)

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