Album der Woche - Home Video von Lucy Dacus

Home Video von Lucy Dacus © Matador
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Home Video von Lucy Dacus | © Matador

Als sie ihren Song "I Don't Wanna Be Funny Anymore" schrieb, war sie gerade einmal 16 Jahre alt. Ihre erste Platte hat sie noch im Rahmen eines Schulprojekts angefangen und wurde plötzlich in der amerikanischen Musikpresse als Wunderkind bezeichnet.

Beim zweiten Album wollte Lucy Dacus ausdrücken, wer sie im Kern ist und ihr neues Album "Home Video" hat sie für sich gemacht. Auf ihm will sie Geschichten erzählen. Die Songs basieren auf den Erfahrungen, die sie als Jugendliche machte, als sie in Richmond, Virginia, bei den Baptisten aufwuchs, (die sie inzwischen verlassen hat). Ihre Texte schmerzen mit der Genauigkeit einer langjährigen Tagebuchschreiberin.

"Ich habe versucht, über schwere Themen mit einem Kern von Wärme zu sprechen, damit ich niemanden verprelle", sagte Dacus, und wurde doch in vielen Songs sehr deutlich. In "Thumbs" beispielsweise verarbeitet sie Erlebtes in einer Fantasie über den brutalen Mord an einem nicht so guten Vater einer Freundin. "Triple Dog Dare" handelt von einer jungen, queeren Liebe, verkompliziert und verboten durch die Religion. Die toxische Beziehung von der sie in "Partner in Crime" singt, ist dagegen aufgeladen mit Verlangen und Betrug. "Christine" ist eine lebhafte Ballade über eine sehr enge Freundin, die aufgrund einer einnehmenden Partnerschaft droht, in der Versenkung zu verschwinden. Und "Brando" dreht sich um einen überheblichen Schulfreund.



Sie bleibt auf dem Album ganz bei sich, denn typisch für ihre Generation, der Generation Z, will sie sich nicht von ihrer Karriere einzwängen lassen, nicht von einer Musikbranche sagen lassen, was sie wie singen soll. Dazu gehört auch, dass sie sich immer wieder gesellschaftspolitisch äußert. "Besonders als Weiße in Amerika würde ich mich einfach wertlos fühlen, wenn ich nicht meine Ressourcen für die Verbesserung unseres Landes einsetzen würde", sagt Luca Dacus dazu und positioniert sich gegen Rassismus und Diskriminierungen jeder Art. Am Schluss bleibt noch zu sagen, dass sie gemeinsam mit den Singer-Songwriterinnen Julien Baker und Phoebe Bridgers die Band BOYGENIUS hat, von der wir auch eine neue Platte erwarten können.

(Claudia Gerth, radioeins)

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