Album der Woche - Home, Before And After von Regina Spektor

täglich 15 Uhr 40, vorgestellt von Claudia Gerth

Home, Before And After von Regina Spektor
Home, Before And After von Regina Spektor | © Warner

Nach sechs Jahren Pause meldet sich die New Yorker Musikerin Regina Spektor endlich zurück mit einem neuen Album. "Home, before and after" heißt es und ist mit dem umtriebigen Produzenten John Congleton entstanden.

Spektor nahm ihre Parts in einer umgebauten Kirche im Bundesstaat New York auf, während John Congleton die Platte von Kalifornien aus produzierte. Gut funktionierende Telearbeit.

Warum sie eine so lange Pause eingelegt hat, beantwortet Regina Spektor lakonisch: Sie brauche Deadlines. Sie schreibe zwar viele Songs, aber damit ein Album entsteht, benötigt sie einen feststehenden Termin. Die Entstehung der neuen Platte beschreibt sie folgendermaßen: "Wenn ich tief tauche, möchte ich nicht immer an der gleichen Stelle tauchen. Als Taucher würde ich z.B. nicht immer wieder zum gleichen Schiffswrack gehen, sondern zu verschiedenen Schiffswracks oder an verschiedene Orte. Und ich glaube, dass bei dieser Platte viele der Klangtexturen, die wir erforscht haben, deshalb da sind, weil ich gezwungen war, neue Orte aufzusuchen, und dafür bin ich wirklich dankbar."

Doch das Wichtigste bleibt für sie, dass jeder Song eine eigene kleine Welt hat bzw. öffnet.



Wenn sie schreibt, dann habe sie das Gefühl, sie würde an einem Faden ziehen und nie ist klar, was er bringen wird. "Manchmal ist es etwas Albernes, manchmal ist es etwas Melancholisches oder etwas Tiefgründiges oder etwas Beängstigendes. Es ist fast so, als würde ich mich hinsetzen, um eine Kurzgeschichte zu schreiben, und ich lasse die Ideen einfach auf mich wirken, wenn sie kommen."

Gesanglich ist diese Platte zugänglicher als alles, was sie bisher gemacht hat. Es gibt kein kehliges Keuchen und kein aus dem Nichts auftauchendes Falsett-Gequietsche. Ihre Stimme hat sich vertieft, ihr Tonumfang ist immens.

Als Regina neun Jahre alt war, wanderten ihre jüdischen Eltern aufgrund von Antisemitismus aus der Sowjetunion aus und flüchteten in die USA, nach New York. Später erhielt die russisch-jüdisch-amerikanische Sängerin ihr eigenes Schild auf dem Bronx Walk of Fame und Bürgermeister Bill DeBlasio rief gar einen "Regina Spektor Day" aus (11. Juni 2019). Kurz gesagt: Kaum eine Künstlerin unserer Zeit steht so sehr für New York City wie Regina Spektor.

Claudia Gerth, radioeins

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