Album der Woche - Hideous Bastard von Oliver Sim

präsentiert von Claudia Gerth

Hideous Bastard von Oliver Sim
Hideous Bastard von Oliver Sim | © Young

Er ist Teil des Londoner Indie-Trios The XX und mit "Hideous Bastards" veröffentlicht Oliver Sim nun sein erstes Soloalbum.

"Ich komme aus einer Band, die eine ziemlich starke DNA, einen starken Sound und eine gemeinsame Arbeitsweise hat, und da dachte ich: Wenn ich nicht ein Drittel dieser Band bin, wie klinge ich dann? Auf welche Art und Weise arbeite ich2, sagt Oliver Sim. Bandmitglied Jamie XX hat so gute Erfahrungen mit seiner Soloplatte gemacht, hat neue Impulse für sich entdeckt und Oliver deswegen gut zugeredet, selbst ein Soloalbum zu machen. Allein seine Stimme nicht im Verbund mit Romy Croft einzusetzen, war ein vollkommen neues Gefühl. "Ich habe gelernt, im Einklang mit Romy zu singen", meint Oliver, "keiner von uns beiden hatte früher den Mut, alleine zu singen, und so fühlten wir uns am wohlsten, wenn sich unsere Stimmen trafen. Aber bei dieser Platte habe ich gelernt, dass ich meine Stimme an andere Stellen bringen kann."

"Es ist ein sehr persönliches Album", sagt Oliver Sim, "obwohl ich denke, dass sie auch einen Sinn für Humor hat und Spaß macht, aber es ist eine Platte über Scham und Angst. Der Song "Romance With A Memory" ist einer der unbeschwerten Momente auf der Platte. In dem Song "Hideous" spricht er zum ersten Mal über seine HIV-Erkrankung. "Für mich hat Scham etwas mit Geheimhaltung und Verstecken zu tun", meint Oliver, "aber über Scham zu schreiben, ist das Gegenteil von Verstecken, und ich schreibe darüber, um mich zu befreien." Es geht also darum, vieles an die Oberfläche zu bringen, mit dem Ziel, ein bisschen mehr Frieden mit sich selbst zu haben.



Selbst, wenn er versucht, sich selbst zu feiern und sich selbst zu sagen, dass er liebenswert ist, weiß er doch um die Dinge, die er gern verstecken würde. So kam er auf den Albumnamen "Hideous Bastard". "Ich denke, es ist wichtig, dass man manche Dinge, auf die man nicht so stolz ist, einfach ausspricht, um sie loszuwerden", sagt Oliver Sim. Der Albumname zeigt auf eine sehr englische Art und Weise einen Sinn für Humor. "Weil er so absurd ist", meint Sim, "und das ist etwas, was ich beibehalten möchte. Einen Sinn für Humor."

Ein besonders emotionaler Moment auf dem Album ist der Song "Run The Credits". Er hat diesen trotzigen, fröhlichen Ton und zugleich gibt es in dem Song ein Sample der Beach Boys. Genau diese Art von Musik habe er früher im Auto mit seiner Familie gehört, und so sind damit viele emotionale Erinnerungen verbunden.

Seine Peergroup besteht eher aus Leuten, die sich nicht nur für Musik, sondern auch für Film und Kunst interessieren. So hat er zur Veröffentlichung des Albums auch einen kurzen Film gedreht: Einen Horrorfilm. "Ich verkleide mich darin wie ein Monster aus meinen Lieblings-Horrorfilmen", sagt Sim, "und töte eine Menge Leute. Horror ist etwas, dass ich schon immer geliebt habe, also habe ich dieses Album visuell wie einen Horrorfilm präsentiert". Daran ist auch das Artwork der Platte angelehnt.

Claudia Gerth, radioeins

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