Album der Woche - Change von Anika

Change von Anika
Change von Anika | © Sacred Bones Records / PIAS

„Ich bin einfach anders“, sagt Annika Henderson alias Anika und damit hat sie recht. Ihr neues Album „Change“ sucht seines Gleichen und hat nicht zufällig die Höchstwertung in der radioeins Kritiker-Sendung „Soundcheck“ erhalten.

Ihr „Spoken Words-Gesang“ erinnert ein wenig an Nico oder Laurie Anderson, ohne dass direkte Bezüge zu erkennen sind. Anika klingt eigen und ihre Musik dockt an keinen Trend an.

Die englisch-deutsche Musikerin hat bereits mit BEAK> und Tricky zusammengearbeitet und zwei Alben mit der Band Exploded View aus Mexico City veröffentlicht, die großen Anklang fanden. „Change“ ist ihr zweites Soloalbum und mit dem hat sie sich 10 Jahre Zeit gelassen. Der pandemiebedingte Lockdown wirkte wie ein Katalysator und Musik zu machen, erfüllte sie mit Leben.

Ihre Songs spiegeln in einer Art Mikrokosmos die Fragen und Probleme unserer Zeit wider und zielen darauf, diese zu überwinden. Deshalb der positiv besetzte Albumname „Change“. Es gibt viele Leute, die seit dem letzten Jahr so einiges durchgemacht haben und Anika will mit ihrem Album sagen: „Du bist nicht allein, wir können das durchstehen.“ So versucht sie in ihren Songs, Leuten eine Stimme zu geben, die keine Stimme haben.



Grundsätzlich sollte es uns allen darum gehen, Menschen zusammenzubringen und nicht Gründe zu schaffen, uns voneinander zu trennen. Deshalb hat Anika Musik immer als ein Werkzeug der Erkundung verstanden. Als eine Möglichkeit, andere Leute zu treffen, andere Orte zu sehen und über das Leben zu reden.

Zwei der neuen Songs, "Finger Pies" und "Freedom" sind in einem Landhaus bei Beelitz entstanden, wo sich die Wahlberlinerin eingemietet hatte, und zwar während der Isolation der Pandemie. Gerade diese beiden Songs sind von einem treibenden Rhythmus geprägt, der Bewegung suggeriert. Eine Bewegung, die nicht tatsächlich möglich war, sondern nur in ihren Gedanken. Ein Gedankenzug, der um den Schlamassel kreiste, in dem die Menschheit steckt. Und so geht es, exemplarisch für das Album, in "Finger Pies" darum, die eigene Rolle zu erkennen, den eigenen Anteil an eben jenem Schlamassel.

Nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen, sondern selbst Verantwortung zu übernehmen, so der einzig kluge Schluss. Das klingt sehr ernst und die Lage ist auch ernst, gelacht werden sollte trotzdem. Humor, Selbstironie und Sprachwitz: Alles verborgen in den Spoken Words von Anika. Angefangen bei dem Song "Sand Witches". Ein Song, der natürlich von England handelt.

Claudia Gerth, radioeins

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