Album der Woche - A Way Forward von Nation Of Language

A Way Forward von Nation Of Language
A Way Forward von Nation Of Language | © Rough Trade

Yeah, das klingt nach einem angenehmen Nostalgietrip: Das junge Brooklyner Trio Nation of Language ist auch mit den Songs ihres zweiten Albums "A Way Forward" auf den Spuren von New Wave und Post-Punk.

Dieses Mal gehen sie bei ihrer retrophilen Reise auch noch weiter zurück, zu Vorbildern aus dem Krautrock wie Kraftwerk, Cluster und NEU!. Auch ließen sie sich von der Pionierin der Computermusik Laurie Spiegel und ihren Synthesizermelodien inspirieren.

Im Rhythmus pluckernder Synthesizer schwingt sich Sänger Ian Devaney zu seinen expressionistischen Songtexten auf. Hier klagt ein sensibler Romantiker, der unter dem Zustand menschlicher Kälte in der Großstadt leidet. Herzschmerz, Kompensations- und Suchtdruck machen es nicht leichter. Doch trotz der düsteren Gedanken, wirkt die Musik nicht demoralisierend.



Im Gegenteil: Die Songs auf "A Way Forward" heben die Laune. Das kommt vor allem durch die unverhohlene Begeisterung, mit der das Trio hier neugierig elektronischer Musik vergangener Zeiten nachspürt. Nation of Language entwickeln eine Dringlichkeit, die mitreißt. "Es demoralisiert mich, in einer Welt wie dieser zu leben“, sagt Ian Devaney, "aber ich neige auch dazu, mich darauf zu konzentrieren, es durchstehen zu können." Das ist wahrscheinlich etwas, das sich in den Texten niederschlägt.“

Auch der Albumtitel kommt aus dieser Haltung: "A Way Forward" entstammt einer Zeile in dem Song "Former Self", der ein ziemlich düsterer Song ist, aber es ist eine Sehnsucht nach einem Weg nach vorne und aus dieser Dunkelheit heraus.

Dass Post-Punk und New Wave von vielen jungen Band aufgegriffen wird, liegt an dem, was gerade in der Luft liegt, Meint Ian Devaney: "Ich habe das Gefühl, dass es heute ähnlich ist wie im Kalten Krieg," sagt er. "Die Angst durchdrang damals viele Gedanken, und jetzt gibt es die Angst vor dem Klimawandel und dem Ende der Welt, die sich wie ein gemeinsamer Nenner anfühlen.“"

Der Heaven 17-Song "We don't need this fascist groove thing" war bei der Entstehung ihres ersten Albums eine Anregung für ihren gesellschaftskritischen Song "Different kind of life" und auch auf ihrer neuen Platte schwelen gesellschaftskritische Gedanken unter der Oberfläche der Popsongs.

Im Allgemeinen geht es auf der Platte darum, einen Platz in der Welt zu finden, obwohl viele Dinge so viel dunkler oder so viel unzugänglicher sind, als man es erwartet oder sogar erträumt hat. Es geht darum, dass man manchmal darum kämpfen muss, das zu bekommen, was man will, und seinen Platz zu finden.

Claudia Gerth, radioeins

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