Album der Woche - 30 von Adele

30 von Adele
30 von Adele | © Sony

Der Name Adele braucht keinen weiteren Zusatz: Weder der Nachname Adkins muss hinzugefügt werden noch das Attribut "britische Sängerin". Erklingt der Name Adele ist klar, es ist die Adele gemeint: Oscar-, Golden Globe- und 15-fache Grammy-Preisträgerin, Interpretin der Bondhymne "Skyfall" und vor allem die Frau, die hinter den meistverkauften Alben der jüngeren Musikgeschichte steht. „19“, „21“, „25“ - ihre Alben benannte sie immer nach dem Alter, in dem sie war, als sie die Songs dafür geschrieben hatte. Das neue heißt „30“.

Die meisten ihrer neuen Songs schrieb sie gemeinsam mit dem amerikanischen Multiinstrumentalisten und Sänger der Band "The Bird and The Bee", Greg Kurstin. Er ist auch der Co-Autor von "Hello", mit dem sie 2015 an die Chartspitze gelangte.

Der aufregendste Neuzugang in ihrem Team ist allerdings der Produzent INFLO, den man vor allem von seiner Arbeit beim britischen Künstlerkollektiv SAULT kennt. Er sei ein beeindruckender, ruhiger, spiritueller Typ, sagt Adele begeistert. Sie hatten allein schon eine Verbindung, weil sie beide aus Nordlondon kämen. Er hat 3 der 12 Songs produziert, die vielleicht die schönsten des Albums sind: "Woman Like Me", "Hold On" und "Love is A Game".

Sie ist mit Trennungsliedern wie „Someone like you“ und „Rolling in the Deep“ weltweit bekannt geworden und als wäre Musik einfach der beste Katalysator für Adele, so verhandelt sie auch auf ihrem neuen Album eine Trennung, und zwar nicht irgendeine, sondern die Scheidung von dem Vater ihres Sohnes.



Sie musste diese bittere Pille schlucken, sagt Adele. Und sie hat es sich wirklich nicht leicht gemacht. Sie fühlte sich trotz ihrer beeindruckenden Karriere unglücklich und wenig lebendig, bevor sie endlich den Entschluss zur Scheidung traf. Einer der ergreifendsten Songs dazu ist „Hold on“. Sie war es satt, Antworten auf ihre Lebensfragen überall außerhalb von sich selbst zu suchen und beschäftigte sich mit den Mustern, die sich immer schon in ihrem Verhalten abzeichneten. So kamen Zeilen zustande wie „Ich hasse es, ich zu sein“ oder „Ich bin mein eigener schlimmster Feind“. U.a. liegen ihre Beziehungsschwierigkeiten in der Trennung ihrer Eltern und der darauffolgenden Abwesenheit ihres Vaters begründet. Etwas, was sie dazu trieb, als Kompensation viel zu früh eine eigene Familie gründen zu wollen. Dass diese gescheitert ist, war schwer, sich einzugestehen.

Adele konnte stets über Abgründe, Trauer und Verzweiflung singen und das Besondere war immer schon, dass ihre außergewöhnliche Stimme sie dabei nie verzweifelt klingen ließ. Ihr Gesang vermittelt Mut, Stärke und Hoffnung und genau damit konnte sie so vielen Menschen im Laufe ihrer Karriere Trost geben. Sie selbst fand innere Kraft auch im Sport, der ihrem chaotischen Trennungsleben Struktur gab. Sie verlor 50 Kilo, was ihr einige Fans übelnahmen, die einen Verrat an ihrer Bodypositivity-Einstellung vermuteten. Doch Adele ist dahingehend klar: Sie hat ihre Einstellung, den eigenen Körper zu akzeptieren, nicht geändert, nur ihren Lebensstil.

Claudia Gerth, radioeins

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