Plattenkritik - Poetry Ceylon von Ditty

Poetry Ceylon von Ditty
Poetry Ceylon von Ditty | © Factory92

Das Album der jungen indischen Songwriterin erschien zwar bereits vor zwei Jahren, doch es hat lange gedauert bis "Poetry Ceylon" auch hier wahrgenommen wurde. Eine Inderin, die auf Sri Lanka lebt und ihren ganz eigenen Sound gefunden hat, gilt immer noch als Exotin.

Ditty ist eine Poetin und Sängerin gleichermaßen. Mit ruhiger klarer Stimme trägt sie ihre Texte vor, wechselt vom Rezitieren zum Gesang und zurück. Laurie Anderson kommt einem in den Sinn, Kae Tempest oder Patti Smith. Ihre Songs kleidet Ditty in sparsame, sehr eindringliche Arrangements, die viel Nähe herstellen und ihrer warmen Stimme sehr entgegen kommen.

Dittys Texte drehen sich viel um die Natur, deren Schönheit wir erhalten müssen und um Menschlichkeit. Zu zartem Fingerpicking auf der arkustischen Gitarre und zurückhaltenden Keyboardklängen, hört man Vögel singen, Meeresrauschen und auch mal eine Grille. Kein Wunder, denn die Basis des Albums entstand bei ihr im Wohnzimmer. Hört sich vielleicht kitschig an, aber der Stimmung des Albums kann man sich kaum entziehen.

Aditi Veena, das ist Dittys Geburtsname, hat sich vor ein paar Jahren entschieden, ihren Wohnsitz von Dehli nach Sri Lanka zu verlegen. Dieser Perspektivwechsel half ihr sehr unabhängig zu werden und als Künstlerin zu reifen. Sie arbeitete auf dem Land, nicht in der Großstadt Colombo und nach getaner Arbeit, schrieb sie Abends diese Songs, eine Art Tagebuch über ihr Leben, ihre Gefühle und Ängste.

Das Album sorgte für große Wellen auf dem indischen Subkontinent und die Tageszeitung India Today kürte "Poetry Ceylon" zum Album des Jahres. Jetzt muss nur noch der Rest der Welt zuhören.

Carsten Wehrhoff