30.000 Kinobesucher haben entschieden - Die Panorama Publikums-Preise 2016 gehen an "Junction 48" und "Who's Gonna Love Me Now?"

Junction 48 (Bild: Samar Qupty, Tamer Nafar) © X Verleih
Junction 48 (Bild: Samar Qupty, Tamer Nafar) © X Verleih | © X Verleih

In diesem Jahr geht der Panorama Publikums-Preis (Spielfilm) nach Israel: "Junction 48" von Udi Aloni erzählt die Geschichte von energetischer Hoffnung auf ein gleichberechtigtes Zusammenleben. Als bester Dokumentarfilm wurde "Who's Gonna Love Me Now?" (ebenfalls aus Israel) von Barak & Tomer Heymann ausgezeichnet.

Das Berlinale-Publikum hat entschieden: Der israelische Spielfilm "Junction 48" hat den Panorama Publikums-Preis der 66. Internationalen Filmfestspiele Berlin gewonnen, der von radioeins in Zusammenarbeit mit der Panorama-Sektion der Berlinale verliehen wird.

Tamer Nafar, Hauptdarsteller und charismatischer Frontmann von DAM, der ersten palästinensischen Rap-Gruppe, verwandelt mit dem israelischen Regisseur Udi Aloni persönliche Lebensereignisse in eine neue Stimme der jungen arabischen Generation: erfüllt von energetischer Hoffnung auf ein gleichberechtigtes Zusammenleben.

Udi Aloni kann inzwischen als treuer Freund der Berlinale bezeichnet werden - seit 2003 präsentierte er hier jeden seiner Filme; Junction 48 ist die sechste Produktion, die im Panorama Premiere feierte.

Der zweite Platz geht an "Grüße aus Fukushima" der deutschen Regisseurin Doris Dörrie. Nach Kirschblüten – Hanami kehrt Doris Dörrie, die auch das Drehbuch schrieb, erneut nach Japan zurück. Ihr schwarz-weiß gedrehtes Drama erzählt eine universelle, poetische Geschichte vom Loslassen und Weiterleben.

Oliver Schmitz' "Shepherds and Butchers" wurde vom Publikum auf den dritten Platz gewählt. In seinem Gerichtsdrama, das nach authentischen Ereignissen gedreht wurde, legt Schmitz die traumatischen Erfahrungen eines zum Henkerdienst gezwungenen Polizeiangestellten bloß. Das Nachdenken über individuelle und gesellschaftliche Schuld, Gewalt und Gegengewalt mündet in ein eindrückliches Plädoyer gegen die Todesstrafe.

Dokumentarfilm-Publikumsliebling der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2016 wurde "Who's Gonna Love Me Now?" von Barak und Tomer Heymann

Saar hat den Erwartungen seiner Eltern nie entsprochen. Seit er sich vor 17 Jahren den Regeln seines Kibbuz widersetzte und von der Siedlungsgemeinschaft ausgeschlossen wurde, war er für seine Familie nicht mehr existent. Er verließ Israel, um in London ein freies schwules Leben zu beginnen. Nach dem Ende einer dreijährigen Partnerschaft suchte er exzessive Sex- und Drogenabenteuer, bis er HIV-positiv getestet wurde und gezwungen war, sein Dasein zu überdenken. Im London Gay Men's Chorus hat er schließlich ein Zuhause gefunden und schöpft dort aus der Musik den Mut für eine Wiederbegegnung mit seiner Familie.

Einfühlsam, mit Humor und Charme dokumentiert der Film, wie sich der inzwischen Vierzigjährige und seine ihm entfremdeten Eltern und Geschwister auf den Weg machen, sich gemeinsam ihren Zerwürfnissen und Ängsten zu stellen. Unerwartete Nähe und tiefe Zurückweisung werden zur Herausforderung. Beiläufig beleuchtet Saars sehr persönliche Geschichte auch die faszinierende Vielfalt kulturell und religiös geprägter kollektiver Lebensweisen und inspiriert zur aufrichtigen Identitätsfindung. Zahlreiche energetisch aufgeladene Chorszenen verleihen dieser Botschaft leidenschaftlich Ausdruck.

Für Tomer Heymann ist es bereits der zweite Panorama Publikums-Preis  - er gewann 2006 mit Paper Dolls.

Der zweite Platz geht an "Strike a Pose" (Niederlande/Belgien) von Reijer Zwaan und Ester Gould, Platz drei an "WEEKENDS" von Lee Dong-ha.

Knapp 30.000 Stimmen wurden in diesem Jahr abgegeben und ausgewertet

Die offizielle Preisverleihung findet am Berlinale Publikumstag, Sonntag, 21. Februar 2016, um 17.00 Uhr im CinemaxX 7 am Potsdamer Platz statt. Den Preis übergeben radioeins-Programmchef Robert Skuppin und Panorama-Leiter Wieland Speck. Knut Elstermann, führt durch die Veranstaltung. Der Preisträger der Panorama Dokumente wird direkt im Anschluss an die Preisverleihung gezeigt, der ausgezeichnete Spielfilm um 20.00 Uhr, ebenfalls im CinemaxX 7.
 
Der Panorama Publikums-Preis wird seit 1999 verliehen. Seit 2011 wird sowohl der beste Spielfilm als auch der beste Dokumentarfilm geehrt.

Während der Berlinale werden alle Kinobesucher aufgerufen, per Stimmkarte die Filme der Sektion Panorama zu bewerten. Insgesamt wurden knapp 30.000 Stimmen abgegeben und ausgewertet.
 
Das Panorama präsentierte in diesem Jahr 51 Langfilme aus 33 Ländern, davon 17 in der Reihe Panorama Dokumente. Alle Filme im Panorama feiern ihre Welt- oder Europapremieren.

Quelle: Berlinale